Brennpunkt: Influencer: Wie viel Einfluss haben Sie?

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„Wir kommen auf mehr als eine 40-Stunden-Woche“

Interview Meise Twins

Auch in diesem Jahr waren Nina (l.) und Julia Meise wieder gemeinsam mit Juwelier Leicht auf der Berlin Fashion Week und präsentierten bei einem Fotoshooting im Hotel Adlon unter anderem luxuriösen Perlenschmuck von Gellner.

Frau Meise, Sie und Ihre Schwester Julia kommen gerade von der Eröffnung eines Luxusresorts in der Türkei, davor waren Sie in Portugal und nächste Woche stehen drei Tage Content-Erstellung in München für Kooperationspartner auf dem Plan. Die Arbeit als Influencerin ist für Sie ein Fulltime-Job, oder?

Nina Meise: Auf jeden Fall. Als meine Schwester und ich 2013 unseren Instagram-Account eröffneten,haben ist das wir ihn zunächst etwas stiefmütterlich behandelt und merkten so auch schnell: Das nebenbei laufen zu lassen geht nicht. Wenn man damit Geld, gutes Geld verdienen möchte, muss man das Vollzeit machen.

Wie oft posten Sie jetzt etwas?

Jeden Tag. Außer, wir sind mal krank oder auf einem längeren Reiseweg. Dann lassen wir mal einen Tag aus, aber das ist wirklich die Ausnahme. Dann gibt es auch schnell Nachfragen von Followern. Die wollen informiert bleiben, viele an unserem Leben am liebsten rund um die Uhr teilnehmen.

Klingt, als gäbe es keinen Feierabend?

Tatsächlich ist dasso. Berufliches und Privates lässt sich kaum trennen. Manchmal versetzt das einen schon in Stress. Auf jeden Fall kommen wir auf mehr als eine 40-Stunden-Woche. Denn mit einem Post ist es ja nicht getan. Insbesondere der Austausch mit Followern, das Antworten auf Fragen, die Interaktion mit unserer Community, ist äußerst zeitaufwendig, aber ein Muss, wenn man sich eine treue Followerschaft aufbauen und diese halten möchte.

Wenn Sie nun kommende Woche Content erstellen – sind die Kooperationspartner dabei?

Nein, das machen wir in der Regel alleine. Wir erhalten von den Kunden vorab ein gutes Briefing mit beispielsweise den Produktdaten, welche Modelle und Details in der Kampagne hervorgehoben werden sollen. Aber bei der Umsetzung haben wir recht freie Hand. Wir arbeiten häufig mit ein und derselben Videograferin zusammen. Die dreht, sichtet das Material, schneidet und unterlegt das Ganze mit passender Musik. Bei einem Tag Dreh kommen so unterm Strich fünf bis sechs Reels raus.

Die Videograferin zahlen Sie selbst?

Ja, genauso wie wir einen Haare- und Make-up-Artist aus eigener Tasche
bezahlen müssen. Dafür ist das Ergebnis dann umso besser und für die Professionalität und Qualität werden wir ja schließlich auch gebucht. Allerdings muss man derartige Kosten bei den Vertragsverhandlungen mit Kooperationspartnern immer mit einkalkulieren.

Apropos: Wie steht es um Kooperationspartner? Wie viele haben Sie und aus welchen Bereichen kommen diese?

Im Moment haben wir fünf Kooperationen laufen, alle aus den Bereichen Fashion, Schmuck, Beauty. Wir schließen Verträge grundsätzlich erst ab einer Dauer von mindestens drei Monaten, eher noch sechs Monaten ab, da wir nicht an One Shots glauben. Um authentisch und glaubwürdig eine Marke, ein Produkt oder Unternehmen zu präsentieren, bedarf es Substanz. Das ist uns wichtig und auch dafür stehen wir. Juwelier Leicht beispielsweise ist 2017 an uns herangetreten, seitdem arbeiten wir regelmäßig mit dem Haus zusammen. Wir waren gemeinsam auf der Fashion Week in Berlin und schon gemeinsam auf Reisen, zum Beispiel in Dubai. Im Oktober dieses Jahres sind wir mit Juwelier Leicht auf einer Flusskreuzfahrt entlang des Rheins und der Mosel. Mal sind wir als Gäste, mal als Models für die Schmuck-Shows dabei. Mit dem Münchner Modelabel Maison Common haben wir seit zwei Jahren einen Vertrag.

Was beinhalten derartige Verträge?

Vor allem geht es darum, wie oft etwas veröffentlicht werden soll, in welcher Form, ob etwa als Reel, Post oder Story.

Kümmern Sie sich um die Vertragsangelegenheiten selbst?

Da meine Schwester und ich Marketing und Kommunikationswissenschaften studiert haben und auch beide in Werbeagenturen tätig waren, kennen wir das Business ganz gut und konnten uns tatsächlich lange selbst um die Vertragsverhandlungen kümmern. Allerdings haben insbesondere die Presseanfragen so stark zugenommen, dass wir seit Anfang dieses Jahres eine Managerin haben.

Was schätzen Sie an der Arbeit als Influencerin?

Die Freiheit, die Unabhängigkeit, das Eigenständige und auch die Stimme, die man hat und die von vielen gehört wird. Wir sind unsere eigenen Chefs und machen das, was wir wollen. Wir können von überall arbeiten, sind nicht zeit- und nicht ortsgebunden. Das ist schon toll.

Können Sie von der Bezahlung leben?

Ja, seit zwei Jahren können wir sehr gut davon leben. Dazu möchte ich noch sagen: Wir, die 'Maise Twins', sind gemeinsam eine Marke, haben gemeinsam einen Instagram-Account, werden gemeinsam von den Kunden gebucht und bekommen dafür eben ein Honorar, das dann durch zwei geht.

Sie sind nun gerade 40 geworden. Wie lange werden Sie noch als Influencer arbeiten, vielleicht auch arbeiten können?

Da gibt es keine Altersgrenze. Wir altern gemeinsam mit unserer Community, das ist klar.

Foto: Pavel Becker

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