| Brennpunkt: Influencer
Anfangs drehte Burak Aktas (30) seine Videos im eigenen Wohnzimmer. Mittlerweile aber hat er ein Studio mit einem umfassenden Equipment – Studiolichter, Akzentbeleuchtung, Mikrofone, Kameras, höhenverstellbare Tische – im Wert von 10.000 bis 15.000 Euro.
Herr Aktas, seit 2017 versorgen Sie als #thewristguy eine große Community mit Beiträgen zu Uhren. Wie kam es dazu?
Burak Aktas: Ich habe in den Jahren zuvor selbst aus Interesse regelmäßig Youtube-Videos über Uhren konsumiert. Die meisten Kanäle waren auf Englisch, es gab nur wenige deutsche. Als mich dann immer häufiger Freunde und Bekannte fragten, worauf man bei einer Uhr achten sollte und welche Uhr ein gutes Investment ist, habe ich meine ersten Videos gedreht und online gestellt.
Mittlerweile folgen Ihnen sowohl auf Youtube wie auch auf Instagram rund 30.000 Menschen. Was ist Ihre Zielgruppe?
Junge Leute im Alter von 20 bis Mitte/Ende 40, die sich für Luxusuhren interessieren. Ich stelle Uhren verschiedenster Topmarken vor, informiere über Vor- und Nachteile, berichte über aktuelle Entwicklungen in der Branche und versuche, auch Empfehlungen zu geben, welche Uhren eine gute Geldanlage sind.
Wie viel Zeit investieren Sie in Ihre Social- Media-Aktivitäten?
Da ich unter der Woche Geschäftsführer unseres Familienunternehmens bin, produziere ich meinen Content am Wochenende. Zumeist bin ich den ganzen Samstag im Studio und drehe das Rohmaterial für drei bis vier Videos. Der Schnitt für ein Video dauert dann auch noch einmal drei bis vier Stunden. Das wird sonntags erledigt, damit ich die fertigen Videos in der folgenden Woche sukzessive auf Youtube hochladen kann.
Ganz schön viel Zeit und Arbeit. Verdienen Sie auch etwas dabei?
Da muss man zwischen gesponserten und nicht gesponserten Videos unterscheiden. Für ein nicht gesponsertes Video kommen aufgrund der Youtube-Werbung nur ein paar Hundert Euro zusammen. Liegt aber ein Sponsorship vor, verdiene ich an einem Video je nach Umfang einen vierstelligen Betrag im unteren bis mittleren Bereich. Wobei ich betonen möchte, dass meine Meinung nicht käuflich ist. Ich sage immer ehrlich, was ich von einem Produkt halte. Das macht die Glaubwürdigkeit aus, die meine Community schätzt – und die Marken auch.
Noch einmal zurück zum Sponsorship: Was heißt das konkret und wie kommt es zustande?
Die ersten Marken kamen 2019 auf mich zu. Inzwischen sind es vier bis fünf, mit denen ich mehr oder weniger regelmäßig zusammenarbeite, darunter Tudor, Nomos Glashütte, Longines oder Union Glashütte und viele weitere Marken, die mit Christ kooperieren, wie TAG Heuer, Tissot, Breitling, Seiko und viele andere. Ich stelle beispielsweise die Neuheiten aus ihrem Portfolio vor, vergleiche sie mit Uhren anderer Hersteller. In der Regel werden mir die Uhren dafür zugesendet. Ich filme sie und schicke sie dann wieder zurück. Meine kreative und journalistische Arbeit ist dabei immer unberührt, wird mir also nicht von den Marken vorgeschrieben. Zum Beispiel hat mich einmal Nomos eingeladen, die Produktion zu besichtigen und entsprechend zu filmen. Das fand ich cool und relevant, deswegen habe ich das gemacht. Wenn ich das Youtuben in Vollzeit machen würde, könnte ich gewiss davon leben. Auch, weil ich einen eigenen Onlineshop mit Zusatzprodukten wie Armbändern und Etuis aufgebaut habe.
Klingt doch gut. Warum arbeiten Sie nicht hauptberuflich als Influencer?
Wenn es unser Familienunternehmen nicht gäbe, würde ich es tun. Doch das Unternehmen gibt es; seit mehr als 20 Jahren sind wir auf die Entwicklung von Biozid-Produkten spezialisiert. So ist Youtube für mich ein attraktiver Nebenjob, ein toller Gegensatz und Ausgleich zu meinem Hauptberuf. Mittlerweile leiste ich mir sogar einen Mitarbeiter, der mir beim Schneiden der Videos hilft und mir beim Dreh assistiert.
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