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Alexander Schmidt ist der Experte für Räumungs- und Aktionsverkäufe. Oft handelt es sich um Geschäftsaufgaben aus Altersgründen, da niemand aus der Familie und auch kein Angestellter oder Externer den Laden übernehmen möchte. Wie man für den Standort trotzdem einen Nachfolger findet erläutert der Verkaufsprofi und Unternehmensberater in einem Statement. In der GZ-November-Ausgabe dreht sich übrigens der Brennpunkt um die gelungene Unternehmensnachfolge im Fachhandel.
„Man muss sich vom Gedanken verabschieden, das Geschäft könne, wie es früher üblich war, an einen Nachfolger verkauft werden. Dies gelingt tatsächlich äußerst selten. Vor allem der Verkauf mit Ware zum Einkaufspreis ist mehr als unrealistisch. Selbst wenn sich ein potenter Käufer findet, wird dieser den Warenbestand unter den Einkaufspreisen abwerten wollen – je nach Alter und Verkäuflichkeit der Ware um 20 bis auch 50 Prozent. Die Übernahme mit dem kompletten Inventar und Warenbestand scheitert fast immer an der Finanzkraft des möglichen Nachfolgers. Was ich aber über all die Zeit immer wieder mit Begeisterung feststelle: Ein leeres Geschäft, also ein geräumtes Ladenlokal, geht in ganz vielen Fällen tatsächlich in eine neue Vermietung über oder findet einen neuen Besitzer – oft sogar innerhalb der Branche. Der Nachfolger startet dann auch meistens unter seinem eigenen und nicht mehr mit dem alten Namen des Juweliers. Vorteil für alle Parteien: Der Nachfolger muss keinen Warenbestand abnehmen und kann meistens mit einer geringen Auslöse die Einrichtung übernehmen. Oder, er richtet das Geschäft sogar neu ein. Für den Inhaber ist es ein sehr großer Vorteil, die Ware vorher in einem professionellen Abverkauf an Endverbraucher zu verkaufen. Denn dann erlöst er trotz aller Kosten weit mehr als nur die Einkaufspreise. Und manchmal findet sogar das Mobiliar im Nachfolger einen Abnehmer. Doch Vorsicht ist hier geboten: Das Inventar ist nach zehn Jahren abgeschrieben. Man sollte also nicht meinen, man bekäme dafür noch richtig viel Geld. Was die Einrichtung mal gekostet hat, interessiert keinen mehr. Was zählt ist ein günstiger Preis. Dann klappt es auch mit der Übergabe von Safe, Vitrinen und Theke. Man sollte immer dagegen rechnen: Was kostet mich es, all das auszuräumen, abzubauen und entsorgen zu lassen? Man hat schon Geld gewonnen, wenn man das nicht machen muss – auch, wenn man nicht mehr viel für die Möbel bekommt. Wer den Tatsachen ins Auge sieht und mit wachem Geist hier durchmarschiert, wird sein Geschäft erfolgreich übergeben können.
Übrigens: Ein Nachfolger findet sich meistens während des Räumungsverkaufs, so meine Erfahrungen. Ich berate Nachfolger, da ich durch den Räumungsverkauf genau weiß, was vorher war, wie der zu übernehmende Betrieb aufgestellt ist, welche Marken gut funktionieren und welchen Kundenstamm es gibt. Ich rate jedem Nachfolger, seinen eigenen Weg zu gehen. Ein neuer Auftritt, wenn möglich mit neuem Ladendesign, mit wenigen Lieferanten und großer Sortimentstiefe ermöglichen den Erfolg am bewährten Standort. Doch hier scheitert es meist am Kapital, denn über das verfügen leider die wenigsten potenziellen Interessenten.“