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Unternehmensberater Walter Lehmkühler berichtet im GZ-Interview, warum der Räumungsverkauf nicht das Ende sein muss, sondern es häufig noch Weiterführungsperspektiven gibt.
GZ: Die Babyboomer gehen in Rente. In vielen Geschäften fehlt ein Nachfolger. Ist der Räumungsverkauf die einzige Lösung?
Walter Lehmkühler: Nein, es muss nicht immer im Ausverkauf enden. Wir beraten viele Kunden im täglichen Geschäft, führen es in die Neuzeit, damit es für einen potenziellen Interessenten dann auch attraktiv ist. Und: Wir verfolgen einen ganzheitlichen Ansatz bei der Abwicklung und Übergabe eines Geschäfts mit dem Ziel, dass es an dem Standort weitergeht.
Wie funktioniert das?
Grundsätzlich treibt die meisten Ladeninhaber die Frage um: Wie bekomme ich meine Lebensleistung ordentlich honoriert, den Warenbestand über EK verkauft und zugleich eine Perspektive für die Immobilie? Wir konnten aufgrund unseres breiten Netzwerks in vielen Fällen neue Inhaber finden, die nicht nur das komplette Geschäft, den Warenbestand, sondern auch das Fachpersonal übernommen haben. Das waren dann zum Teil Filialisten, oft regionale Marktführer, die neue Standorte vor Ort suchten, aber auch Einzelunternehmer. Wir kümmern uns dann um die komplette Abwicklung, die neuen Mietverträge oder den Verkauf der Immobilie, die Bewertung des Warenbestands, die Übernahme der Arbeitsverträge, die Neuausrichtung und den Umbau des Geschäfts für den Nachfolger und vieles mehr.
Gibt es denn genug Interessenten für die Weiterführung trotz der unsicheren Wirtschaftslage?
Ja, in 90 Prozent der Fälle kommen wir zum Ziel. Am Anfang steht die Analyse des Geschäfts, um zu einer realistischen Bewertung der Weiterführungsperspektiven am Standort zu kommen. Heute sind Randlagen zum Beispiel aufgrund der Erreichbarkeit mit dem Auto wieder interessanter geworden. Filialisten wiederum drängen eher in die Zentren. Das Potenzial ist da.