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Russlandsanktionen bereiten Diamantindustrie Kopfschmerzen

Der Weltverband der Diamantbörsen (WFDB) hat letzte Woche gerade sein Präsidententreffen beim DMCC in Dubai beendet. Die Ansichten zu den Sanktionen sind so unterschiedlich, wie die Positionen der Regierungen der beteiligten Länder.

Während die Vereinigten Staaten und die Europäische Union weitreichende Sanktionen verhängt haben, die auch den teilstaatlichen Diamantkonzern Alrosa betreffen, versuchen die Vereinigten Arabischen Emirate eher nach Möglichkeiten, weiter Geschäfte mit Russland zu machen.  Wenn die VAE aber weiter Diamanten aus Russland importiert, wie würde sich das auf die Rolle der DMCC in der globalen Diamantenindustrie auswirken? Die WFDB legt bislang keine Richtlinien für die einzelnen Börsen fest. jede ist unabhängig und handelt nach den Gesetzen und Richtlinien ihres eigenen Landes. Allerdings werden wahrscheinlich Länder, die Handelssanktionen verhängt haben, diese auf Länder ausweiten, die mit Russland Geschäfte machen. Das dürfte der Diamantindustrie einige große Kopfschmerzen bereiten. So haben erst jüngst die Vereinigten Arabischen Emirate und Israel diplomatische Beziehungen aufgenommen. Das WFDB-Treffen in der vergangenen Woche beinhaltete die offizielle Eröffnung des Büros der Israel Diamond Exchange (IDE) im DMCC. Sowohl Israel als auch Indien bewegen sich mit ihrer neutralen Haltung auf einem Drahtseil. Beide Länder sehen bislang von Sanktionen ab. In Israel stehen Naftali Bennett, Israels Premierminister, und Yair Lapid, Israels Außenminister, auf entgegengesetzten Positionen. Lapid, der die Partei Yesh Atid („Es gibt eine Zukunft“) anführt, verkörpert die linksgerichtete säkulare Sichtweise Israels als moderne westliche Nation und verurteilte Russland aufs Schärfste. Aber Bennett, der die religiös-nationalistische Yamina-Partei („rechts“) anführt, sieht Israels Hauptaufgabe vor allem darin, die Juden zu schützen, und sagte, der Krieg sei nicht seine Sache – zumal es Russland braucht, um Syrien in Schach zu halten. Indien ist als bedeutender Abnehmer russischer Waffen eng mit dem Kreml verbunden, will sich aber auch nicht vom Westen entfremden, mit dem es ebenfalls viel Handel treibt. Belgien nimmt derweil eine feste Haltung ein, auch wenn die russischen Sanktionen in Antwerpen große Auswirkungen haben werden. Der belgische Premierminister Alexander De Croo sagte: „Wir brauchen keine bellenden Sanktionen, wir brauchen beißende Sanktionen, die große Auswirkungen auf die russische Seite haben.“ Aber Tom Neys, Sprecher des Antwerp World Diamond Centre, warnte vor den unbeabsichtigten Folgen: „Es ist ein Schlag, der Russland schaden sollte, aber es besteht die Möglichkeit, dass wir uns selbst mehr Schaden zufügen. Die Russen können ihre Diamanten problemlos mit Nicht-EU-Ländern handeln.“ Vor allem China bietet sich als Abnehmer an. Laut der Brussels Times wurden im Jahr 2020 russische Diamanten im Wert von über 1 Milliarde Euro durch Antwerpen geschleust. Da Russland mengenmäßig weltweit führend im Abbau von Rohdiamanten ist und 86 % der Rohdiamanten Belgien passieren, ist Russland ein wichtiger Partner für Antwerpens Diamantenhandel. In der Zwischenzeit konzentrierte sich das WFDB-Meeting auf die bestehenden Probleme in der Diamantenindustrie: soziale Verantwortung, Transparenz, Compliance und vollständige Offenlegung. Dies war auch das erste Mal, dass Vertreter der Young Diamantaires eingeladen wurden, an der Sitzung des Exekutivkomitees und der Arbeitssitzung teilzunehmen. WFDB-Präsident Yoram Dvash forderte die Diamantenindustrie auf, die Prinzipien der sozialen Verantwortung und Transparenz zum Wohle der Industrie zu übernehmen. „Ich fordere uns alle auf, diese Werte zu übernehmen. Es ist von entscheidender Bedeutung, wenn wir die Zukunft unserer Branche sichern wollen.“ WFDB-Börsenmitglieder wurden aufgefordert, ihre Richtlinien zu verantwortungsvollen Geschäftspraktiken einzuhalten oder mit Disziplinarmaßnahmen zu rechnen. Die Richtlinien umfassen: verantwortungsbewusste Beschaffung in der gesamten Lieferkette, Achtung der Menschenrechte, faire Arbeitspraktiken, Umweltschutz, Einhaltung von AML- und Anti-Terror-Finanzvorschriften und vollständige Offenlegung von im Labor gezüchteten Synthesen oder behandelten Diamanten sowie Fälschungen. Wenn man diese selbstgesetzten hohen Maßstäbe ernst nimmt, dürften russische Diamanten eigentlich nicht mehr gehandelt werden – weltweit. Und, das ist auch gut so!

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