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Lebenswerte Innenstädte mit Zukunft

Damit Innenstädte attraktive, lebenswerte Begegnungsorte bleiben, haben der Deutsche Städtetag, der Handelsverband Deutschland, ver.di, das Deutsche Institut für Urbanistik und der Deutsche Kulturrat gemeinsam ein Positionspapier vorgelegt, welches unter anderem ein Sonderprogramm des Bundes in Höhe von 500 Millionen Euro jährlich über fünf Jahre fordert.

Eine zentrale Position dabei ist, dass der öffentliche Raum neu ausgerichtet werden muss - für Begegnung und Erlebnis, für mehr Grün, für Handel und Gastronomie, Kultur, für emissionsfreie Mobilität, für Spiel- und Sportplätze. Des Weiteren soll der Mix aus Wohnen, Arbeiten, Handel, Wirtschaften und Erleben die Innenstadt attraktiv und lebenswert halten. Nicht zu vergessen seien Kunst und Kultur. Diese locken die Menschen in die Innenstädte, bieten Raum für Begegnung, Miteinander und Diskurs der Stadtgesellschaft. Auch, wenn der Handel zunehmend digitaler werde, ist und bleibt er zentraler Anziehungspunkt. Das neue Einkaufsverhalten führt allerdings zu Strukturverschiebungen, Strategien und Konzepte sind hier gefordert. Der stark mittelständisch geprägte Innenstadthandel kann die notwendigen Zukunftsinvestitionen jedoch nicht aus eigener Kraft stemmen. Den Wandel zu gestalten, erfordert einen langen Atem und neue Formen des Zusammenwirkens von Bund, Ländern und Kommunen, von Zivilgesellschaft und Wirtschaft, so die Absender des Papiers. Transformationen müssen finanzierbar sein fordern sie daher. Dafür sei ein Sonderprogramm Innenstadt des Bundes mit 500 Millionen Euro jährlich über fünf Jahre nötig.

Zu dem Positionspapier äußerten sich die Verantwortlichen folgendermaßen:

Helmut Dedy, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetages:

„Die Städte wandeln sich unablässig. Die gesellschaftlichen Veränderungen spiegeln sich in den Interessen und Bedürfnissen der Menschen. Das neue Miteinander wollen die Städte gestalten, gemeinsam mit Vermietern, Unternehmen, der Kultur und allen anderen Akteuren vor Ort. Wo heute noch Autos wertvollen öffentlichen Raum zuparken, werden wir in Zukunft mehr Vielfalt haben: Plätze zum Verweilen und für Begegnung, mehr Grünflächen, Gastronomie, Spiel, Sport. Zum Wohnen und Arbeiten mit klugen Mobilitätsstationen sowie Radschnellwege, die das Umland mit dem Stadtzentrum verbinden. Städte für Menschen, das ist unser Ziel. Städte brauchen dafür die Beinfreiheit und finanziellen Spielraum für Investitionen. Das gelingt mit Kommunikation und Kreativität sowie mit einer besseren Finanzausstattung der Kommunen.“

Stefan Genth, Hauptgeschäftsführer Handelsverband Deutschland, HDE:

„Eine vitale und gesunde Innenstadt ohne Einzelhandel gibt es nicht und wird es nicht geben. Die Städte brauchen auch künftig attraktive Handelsunternehmen, alles andere würde zu einem massiven Bedeutungsverlust der Stadtzentren führen. Deshalb muss bei allen Plänen und Förderprogrammen der Handel mitgedacht werden. Wir brauchen ein eng verzahntes Miteinander aller Akteure, attraktive Stadtzentren sind ein Gesamtkunstwerk. Der Mix muss stimmen. Die Kommunen müssen finanziell und von den gesetzlichen Rahmenbedingungen her in die Lage versetzt werden, Konzepte mit allen Beteiligten zu erarbeiten und diese schnell umsetzen zu können. Vielerorts ist es da schon fünf nach zwölf. Der Handelsstandort Innenstadt braucht tatkräftige Unterstützung und vielerorts einen Neustart. Da muss es jetzt schnell gehen, der Handel steht bereit, den Dialog weiter fortzusetzen und konkrete Maßnahmen vor Ort zu erarbeiten.“

Frank Werneke, Vorsitzender der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di):


„Lebenswerte Innenstädte brauchen gute Arbeit. Die Lebensqualität von Millionen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer hängt unmittelbar von ihrem Einkommen und ihren Arbeitsbedingungen ab. Die Beschäftigten des Handels, der Gastronomie, der Hotellerie, der Reisebranche, der Kurier- und Paketdienstbranche sowie der Kultur- und Kreativwirtschaft benötigen tariflich entlohnte, sozial versicherte und mitbestimmte Arbeit. Lebenswerte Innenstädte brauchen bezahlbaren Wohn-, Gewerbe- und Kulturraum und sie brauchen einen leistungsfähigen und bezahlbaren öffentlichen Nahverkehr, der zukünftig erheblich mehr Personen als bisher befördern muss. Dafür benötigt der öffentliche Nahverkehr ein dichteres Netz, erweiterte Betriebs- und kürzere Taktzeiten, saubere Antriebssysteme sowie mehr gut bezahltes und qualifiziertes Personal. Um all das zu verwirklichen, brauchen wir finanziell handlungsfähige Kommunen.“

Prof. Dr. Carsten Kühl, Institutsleiter des Deutschen Instituts für Urbanistik, Difu:

„Innenstädte sind Orte der kulturellen Identität, der Wertschöpfung und des sozialen Miteinanders. Veränderungsprozesse müssen intelligent, kreativ und partizipativ gestaltet werden. Dieses Positionspapier steht exemplarisch für einen Prozess, der Synergien aufzeigt und einen Interessenausgleich organisiert.“

Olaf Zimmermann, Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates:


„Kultur und Stadt sind eigentlich Synonyme. Gerade die Innenstädte atmen Kultur: Buchhandlungen, Galerien oder Musikgeschäfte, Dritte Orte wie Museen und Bibliotheken, Kultur- und Kunstvereine, Musikschulen, Geschichtswerkstätten, Theater und Opernhäuser, Konzertsäle und besonders Künstlerinnen und Künstler gestalten unsere Innenstädte maßgeblich. Zusammen geben sie ihr ein individuelles Gesicht. Kultur ist in der Innenstadt unersetzbar, denn sie bietet Raum für Begegnung, Miteinander und Diskurs. Aber nur gemeinsam mit der Gastronomie und dem Einzelhandel werden wir die Innenstädte fit für die Zukunft machen können. Wir brauchen in den Innenstädten noch mehr gemeinsame Orte, in denen wir einander begegnen können und die für alle da sind.“

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