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„Entweder ganz klein oder ganz Gross“

Hier spricht der Juwelier

Über 20 Jahre hat Wolfgang Oergel das Juweliergeschäft von Hofen in der Calwer Straße in Stuttgart geführt. In wenigen Monaten ist Schluss – nicht nur für den Geschäftsleiter, sondern auch für das Unternehmen. Hier ein paar schöne Gedanken und Erinnerungen.

GZ: Welche Erinnerungen verbinden Sie mit den vielen Jahren, in denen Sie das Juweliergeschäft von Hofen geführt haben?
Wolfgang Oergel: Aufregende, spannende Zeiten und wahnsin­nige Veränderungen im Laufe der 20 Jahre, die ich nun bei Juwelier von Hofen bin. Von der Einrichtung über die EDV und die Marken hat sich sehr viel ver­ändert und wurde in der Summe immer professioneller. Woran ich mich besonders gerne erin­nere und was mir sehr zugute­ kam, ist das absolut umfang­ reiche Fachwissen meiner Seniorchefin Elfriede von Hofen über Edelsteine. Natürlich hatte ich ein Basiswissen, aber diese unglaubliche Begeisterung habe ich erst dort erlebt. Nicht nur ein Schmuckstück zu verkaufen, sondern die Liebe zu dem Pro­dukt weiterzugeben. Ein Brillant ist etwas Schönes, aber ein Farb­stein hat ein ganz anderes und bewegtes Eigenleben!

Was war das Besondere an Ihrer Zeit als Juwelier, was Sie nie vergessen werden?

Die Vielfalt der Edelsteine, die Vielfalt der Kunden, die Vielfalt der Lieferanten und Partner. Ich durfte jeden Tag, wenn ich meinen Laden aufgeschlossen habe, in Schönheit treten, das empfinde ich als großes Glück! Das hat mich die ganzen 20 Jahre lang begeistert.

Können Sie uns etwas über die Entwicklung des Juweliergeschäfts erzählen und wie sich die Branche im Laufe der Jahre verändert hat?
Ein erster großer Schritt, der sehr viel verändert hat, war der Eintritt in die Onlinewelt. Wir konnten endlich Kunden in anderen Städten und Ländern erreichen und waren damit sehr früh sehr erfolgreich. Entgegen vieler Meinungen denke ich auch, dass früher Individualität sehr viel gefragter war. Jetzt habe ich das Gefühl, dass das Markenprodukt die Wünsche lenkt. Man kann Kunden fast nicht mehr umswitchen. Wenn ein Produkt nicht da ist, ist der Kunde wieder raus. Oder fragen Sie heute mal junge Leute, welche Farben Rubin, Saphir oder Smaragd haben – das wissen die meisten nicht mehr! Dieses Wissen wird nicht mehr transportiert, und daher tut sich auch der Farbstein so schwer.

Welche Ratschläge würden Sie der neuen Generation an Juwelieren geben, um erfolgreich zu sein?
Schwierige Frage. Das kommt darauf an, was für ein Geschäft man führen möchte, und es werden ganz neue Anforderungen an die junge Generation an Juwelieren gestellt werden. Das liegt am Wandel in den Städten, an der Frequenz. Der Juwelier muss sich noch mehr spezialisieren! Entweder man setzt auf „Marke“ oder schafft sich mit eigenem Design einen individuellen Auftritt, der nicht vergleichbar ist. Entweder ganz klein oder ganz groß! Heute diktieren die Marken alles, ich wäre mehr für ein eigenes Konzept. Ich würde wirklich empfehlen, Abstand von den großen Konzernmarken zu nehmen und vielleicht mit kleineren und privat geführten Unternehmen wie Odenwald oder Schaffrath zu arbeiten.

Was werden Sie am meisten vermissen, wenn Sie im März 2024 schließen?
Meine Kunden und morgens das Geschäft zu betreten!

Interview: Caroline Schiedt

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