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Der Bundesverband hat die wirtschaftlichen Kennzahlen der Schmuck- und Uhrenindustrie vorgestellt. Die Wirtschaftslage ist durchwachsen und der Zukunft blickt die Branche eher sorgenvoll entgegen.
Die globale wirtschaftliche und politische Lage führe zur Kaufzurückhaltung, schreibt der Verband eingangs in einer Pressemitteilung zu den Halbjahreszahlen. Die deutsche Schmuck- und Uhrenindustrie sei „in Sorge, auch wenn die statistischen Zahlen des 1. Halbjahres 2024 zunächst einmal kein allzu schlechtes Bild zeichnen.“
Die Schmuckindustrie
In der Schmuckindustrie zeige sich beim Export nach einem etwas schlechteren 1. Quartal ein leichter Zuwachs. Dieser liege laut dem BVSU mit 690,9 Millionen Euro 1,2 Prozent über dem 2. Quartal des Vorjahres. Vergleicht man die gesamten Zahlen für das erste Halbjahr, so liegen die Exporte der Schmuckindustrie mit 1,423 Mrd. Euro in 2024 zu 1,439 Mrd. Euro in 2023 1,1 Prozent unter dem 1. Halbjahr des Vorjahres, jedoch auf nahezu gleichem Niveau.
Die Uhrenindustrie
In Euro gemessen verzeichne die deutsche Uhrenindustrie einen deutlicheren Zuwachs im Export von 415,2 Millionen Euro im 2. Quartal 2023 auf 447,5 Millionen Euro im 2. Quartal dieses Jahres. Das entspricht einem Plus von 6,6 Prozent. Im Halbjahresvergleich ist das Jahr 2024 mit 846,8 Millionen Euro um 4,9 Prozent stärker als das 1. Halbjahr 2023 mit 807,4 Millionen Euro. Betrachte man diesen Sektor genauer, so seien die stärkeren Zahlen insbesondere durch einen Zuwachs im Export von fertigen Uhrenprodukten verankert, während sich der Export von Zulieferteilen geschwächt zeige, schreibt der Verband.
Die Importe
Der Import von Fertigwaren und Zulieferprodukten ist laut BVSU im Vergleich zum Vorjahr im Schmucksektor gestiegen. Bereits im 1. Quartal hätten Industrie und Handel mehr eingekauft als im Vorjahreszeitraum und dieser Trend setze sich fort. Der Import von Schmuck lag im 2. Quartal 2024 bei 556,3 Millionen Euro. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum (532,6 Millionen Euro) bedeutet das einen Zuwachs von 4,3 Prozent. Im Halbjahresvergleich steigt der Import beim Schmuck von 1,01 Mrd. Euro in 2023 auf 1,05 Mrd. Euro in 2024 und somit um 3,4 Prozent.
Bei den Uhren und Uhrenteilen verzeichnete der Import im 1. Quartal ein Minus gegenüber dem 1. Quartal 2023. Und auch im 2. Quartal 2024 sank der Import mit 557,8 Millionen Euro um 8,0 Prozent gegenüber den 606,3 Millionen Euro des Vorjahresquartals. In der Halbjahresbilanz ist das Jahr 2024 mit 1,1 Mrd. Euro um 5,9 Prozent schwächer als das erste Halbjahr 2023 mit 1,17 Mrd. Euro. Der Rückgang sei hier in allen Bereichen festzustellen, sowohl bei den fertigen Produkten als auch den Zulieferteilen.
Der Einzelhandel
Für den deutschen Schmuck- und Uhreneinzelhandel lagen beim Statistischen Bundesamt bis zur Veröffentlichung des BVSU-Berichtes nur die Zahlen bis einschließlich April vor, sodass verbandsseitig für die Monate des 2. Quartals bisher keine valide Aussage getroffen werden konnte. „Die bisherigen vier erfassten Monate zeichnen eher das Bild einer Achterbahnfahrt als das eines kontinuierlichen Trends“, lautet die Zusammenfassung. Zudem verspürten die Industrieunternehmen seit dem Ende der Frühjahrsmessen eine deutliche Zurückhaltung des Handels beim Einkauf von Waren.
Sorge um wirtschaftliche Zukunft
Die Mitgliedsunternehmen des Bundesverbandes aus der Industrie seien nahezu ausnahmslos in Sorge um die wirtschaftliche Zukunft, die Stimmung in der Branche habe sich demnach deutlich verschlechtert. Diese schlechte Stimmung passt zunächst einmal nicht zu den statistischen Zahlen des 1. Halbjahres, die in manchen Kategorien einen Abschwung andeuten, aber keine extremen Situationen widerspiegeln. Der BSVU gibt aber zu bedenken: Man müsse sich verdeutlichen, dass die statistischen Zahlen das Import- und Exportgeschäft in Euro gemessen werden. Beziehe man in die Überlegung die anhaltende Inflation mit ein und mache sich bewusst, dass der Goldpreis im laufenden Jahr von einem bereits sehr hohen Durchschnitt von ca. 60 Euro pro Gramm im Januar, auf noch höhere durchschnittlich Werte von ca. 70 Euro im Juni angewachsen ist, „dann malt sich ein klareres Bild.“
Wirtschaftswerte der starken Vorjahre werden nicht erreicht
Um mit den beiden starken Vorjahren 2022 und 2023 mithalten zu können, müssten insbesondere die Exporte einen deutlichen größeren Zuwachs in Euro zeigen. Inflations- und goldpreisbereinigt verzeichnet die Branche also ein deutliches Minus in allen Bereichen.
Prognose für das zweite Halbjahr: negative Vorzeichen
Für das zweite Halbjahr 2024 geht der BVSU von einem weiteren Rückgang aus. Verbandsgeschäftsführer Guido Grohmann wird so zitiert: „Die Welt steckt fest in politischen Krisen und Kriegen, bevorstehenden Wahlen in den USA und auch in Deutschland im nächsten Jahr. Gerade bei den politischen Krisenherden sehen wir seit Monaten keinerlei Bewegung und keine Zeichen für Verbesserung. Das wird auch im zweiten Halbjahr die Stimmung der Branche, das Konsumverhalten der Verbraucher und die gesamte Wirtschaft belasten. Wir werden lernen müssen, damit umzugehen und Anpassungen vorzunehmen.“