| Uhren
Zeitenwende bei Luxusuhren? Nach Richemont und Swatch Group hat auch LVMH schlechte Halbjahreszahlen bei Uhren veröffentlicht. Im sonst so ruhig-sonor brummenden Oberstübchen des Hard Luxury tickt‘s nicht mehr richtig.
Im ersten Halbjahr des laufenden Jahres vermeldet LVMH ein Umsatzminus von 3 Prozent im Geschäftsbereich Schmuck und Uhren, insgesamt legte der weltgrößte Luxusgüterkonzern ein Minus von 1 Prozent vor. Vor allem die Geschäfte in China laufen nicht mehr so gut wie bisher.
Ähnliches Bild bei Richemont. Der Umsatz hat sich im zweiten Quartal 2024 stabil entwickelt, was vor allem am Schmuck lag. Weiterhin gut nachgefragt wird der Schmuck aus den Häusern Cartier, Van Cleef & Arpels und Buccellatti, der zudem ertragreich in eigenen Kanälen und nicht über Juweliere vertrieben wird. Dagegen brachen die Verkäufe in der Uhrensparte um 14 Prozent ein. Auch hier eine deutliche Nachfrageschwäche von 27 Prozent in China, Hongkong und Macau.
Fast identische Zahlen bei der Swatch Group. Er sei in der ersten Jahreshälfte 2024 vom starken Nachfragerückgang in China überrascht worden, sagte Nick Hayek. In Zahlen: 14 Prozent weniger Umsatz, 70 Prozent weniger Gewinn. In China, Hongkong und Macau sei es zu einem Umsatzrückgang von rund 30 Prozent gekommen. Vor allem die Marken aus dem Luxussegment der Gruppe, also Blancpain, Breguet oder Omega, seien vom Rückgang betroffen gewesen.
Die Negativtendenz bestätigt der Verband der Schweizerischen Uhrenindustrie. Die Schweizer Uhrenexporte sind im Juni 2024 im Vergleich zum Vorjahr um 7 Prozent gesunken. Hongkong: -23 Prozent, China: -37 Prozent.
Als Hauptgrund für den Nachfragerückgang wird auf den Pandemie-Boom verwiesen und die folgenden teilweise drastischen Preiserhöhungen vieler großer Marken im teils zweistelligen Bereich. Das würde einige Verbraucher dazu veranlassen, den Kauf einer neuen Uhr zu überdenken.
Übrigens: Auch der Sekundärmarkt der Luxusuhren schwächelt, heißt es in einem Bericht von Morgan Stanley und Watchcharts. Die Preise für die meistgehandelten Modelle fielen demnach im zweiten Quartal um 2 Prozent – auch Rolex (!). Demnach würden heute „nur“ noch 63 Prozent der Rolex-Modelle auf dem Sekundärmarkt über dem Einzelhandelspreis gehandelt, im Vorjahr waren es noch 72 Prozent.
Text: Ulrich Voß