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Vom 5. Juli bis zum 29. September 2024 zeigt das Schmuckmuseum Pforzheim die Ausstellung „Das Geheimnis von Luxus – Juwelierskunst von Wellendorff“.
Das Unmögliche zu versuchen zeichnet das Traditionsunternehmen aus, dessen ikonisches Design auf herausragender Goldschmiedekunst mit patentierten Innovationen, erlesenen Materialien, Leidenschaft und kompromissloser Qualität beruht. Entscheidend ist nicht allein, was man sieht, sondern auch, was man spürt —seidige Beweglichkeit. Es gilt, die Wünsche anspruchsvoller internationaler Schmuckliebhaber zu erfüllen und dabei die Grenzen des Machbaren zu verschieben, zu beantworten, was Luxus ist und sein kann. Im Mittelpunkt stehen große Gefühle: mit Schmuck Liebe und Verbundenheit auszudrücken, dauerhaft Freude zu schenken und bleibende Werte zu erschaffen — ein Versprechen, das stetig eingelöst sein will. Stets das Beste zu geben begründet die Familientradition des Unternehmens und den Mythos von Wellendorff, seit 1893 Ernst Alexander Wellendorff erstmals seinen Schmuck dem Hochadel präsentierte, der in Baden-Baden zur Sommerfrische residierte.
Der Tragekomfort — die Herausforderung beim Schmuckschaffen — wird zum sinnlichen Erlebnis, wenn die Goldkordel um den Hals gleitet, der Armreif um das Handgelenk schwingt oder sich der Ring funkelnd dreht. Neue Schmuckkreationen unterliegen dem strengen Urteil der Frauen in der Familie Wellendorff, und nun in fünfter Generation auch der Töchter, als ersten Testerinnen. Sie arbeiten alle aktiv im Unternehmen mit und geben vor, welche Anforderungen Schmuck zu erfüllen hat. Unkompliziert soll er sein, perfekt anliegen und die Trägerin, den Träger, den ganzen Tag und zu jedem Anlass begleiten, ohne zu zwicken oder zu verfangen. Das Ergebnis ist »Schmuck, den man mit verbundenen Augen erkennen kann«, wie Eva Wellendorff betont. Die hochartifiziellen Entwicklungen dahinter reichen in metallurgische Ebenen und bleiben das bestgehütete Geheimnis des Unternehmens. Die exzeptionelle Geschmeidigkeit und Farbigkeit des Schmucks von Wellendorff entfalten Eleganz, Raffinement und eine geradezu natürliche Anmut.
Von jeher ist die Natur Lehrmeisterin der Künste, Quelle der Inspiration und Referenz für Stimmigkeit. In der Sonderausstellung »Das Geheimnis von Luxus« werden Evolutionsprozesse der Natur mit denen der Produktentwicklung assoziiert. Diese benötigen Zeit um zu reifen. Es sind aufwendige Prozesse stetigen Optimierens, über Generationen hinweg.
Der Grund, auf dem das Unternehmen gedeihen konnte, ist geprägt von der Naturregion des Schwarzwalds und historisch verwurzelt in der Pforzheimer Schmuckindustrie mit ihrer Infrastruktur aus hochspezialisierten Kräften und Produktionsstätten der Edelmetallverarbeitung. Ihre Anfänge reichen in das Jahr 1767 zurück, als der Markgraf Karl Friedrich von Baden Entrepreneuren aus der Schweiz und Frankreich das Privileg erteilte, im Waisenhaus eine Uhren- und später auch eine Schmuckmanufaktur zu etablieren. 1877 wurde die Großherzogliche Kunstgewerbeschule gegründet, die auch Ernst Alexander Wellendorff mit Auszeichnung absolvierte. Aus ihr gingen später die nach wie vor renommierte Goldschmiedeschule mit Uhrmacherschule und die heutige Fakultät für Gestaltung an der Hochschule Pforzheim hervor.
Mit der Industrialisierung kam es zu wirtschaftlicher Prosperität und sozialen Umbrüchen. Luxus, der zuvor nur der Oberschicht vorbehalten war, wurde auch für das aufstrebende Bürgertum erschwinglich. In den Metropolen entstanden Luxuskaufhäuser, die Flaneuren rauschhaften Überfluss offerierten. Pforzheim stieg zum Zentrum der deutschen Schmuckindustrie auf, die international exportierte und erfolgreich an den großen Weltausstellungen teilnahm. Auch heute noch stammen 80 Prozent des in Deutschland hergestellten Schmucks aus Pforzheim. Darüber hinaus erwuchsen im 20. Jahrhundert zusätzlich neue Branchen der (Edel-)Metallverarbeitung in Bereichen der Medizin-, Automobil-, Elektro- und Oberflächentechnik, die heute ein Höchstmaß an Präzision erfordern.
Die atmosphärische Inszenierung der Ausstellung evoziert subtil-multimedial hiesige landschaftliche Impressionen, vermittelt visuell und klanglich einen Hauch von Sommerfrische und fragt nach der Essenz, die die Juwelierskunst von Wellendorff ausmacht. Im Zentrum steht die längste Goldkordel der Welt, die in einer 19 Meter langen Vitrine gleichsam einen Horizont beschreibt. Alle Sinne werden angesprochen. Den Besuchern wird exklusiv ermöglicht, eine Goldkordel haptisch zu erleben. Zu Wort kommen die Familienmitglieder selbst, die Mitarbeiter des Unternehmens sowie Kunden und Liebhaber ihres Schmucks. Sie erzählen von ihren Intentionen und geben spannende Einsichten. Die Besucher sind eingeladen, in diese Welt einzutauchen, den Esprit einzuatmen und dem Geheimnis von Luxus nachzuspüren.