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Die Ausstellung im Goldschmiedehaus Hanau präsentiert noch bis zum 15. Juni insgesamt 67 Silberschmiedearbeiten aus aller Welt. Auch die Preisträger hat die Jury bekanntgegeben.
Alle drei Jahre richten die Gesellschaft für Goldschmiedekunst e.V. und das Deutsche Goldschmiedehaus Hanau eine der wichtigsten internationalen Wettbewerbe im Bereich des Silberschmiedens und der Metallgestaltung aus, an dem sowohl renommierte Gestalter als auch Nachwuchskünstler teilnehmen können. In diesem Jahr hat die Jury aus 195 Arbeiten aus 15 Ländern 67 Werke ausgewählt, die nun präsentiert werden.
Als Kriterien für die Auswahl geben die Veranstalter unter anderem an, Silberobjekte zeigen zu wollen „die in ihrer Gestaltung und Fertigung von handwerklicher Präzision und künstlerischer Raffinesse zeugen. Zu sehen sind Arbeiten, die ein anregendes Spannungsfeld zwischen Gebrauchsgegenstand und künstlerischem Objekt bieten. So steht hervorragend gestaltetes Gerät neben überraschenden, neugierig machenden Objekten, die die Vielfalt der Silberanwendung anschaulich machen.“
Die Preisträger 2025
Die Jury bestand aus Beate Leonards (Silberschmiedin aus Lübeck), Wim Nys (Kurator am DIVA Museum Antwerpen) und Karen Pontoppidan, Professorin an der Akademie der Bildenden Künste München. Sie verliehen acht Preise im Gesamtwert von über 20.000 Euro. Das sind die Preisträger:
Hauptwettbewerb
Der Ebbe Weiss-Weingart Preis wurde an Yeunhee Ryu mit folgender Jury-Begründung vergeben: „Die Verweigerung des Perfekten in der Gestaltung der Kanne führt zu einer ganz eigenen, intuitiven Ästhetik von hoher Überzeugungskraft. Mit Könnerschaft ist ein erzählerisches Objekt entstanden, das den Eindruck eines alten, gebrauchten Gegenstandes erzeugt. Diese imaginierte Zeitlichkeit hat unter der Vielzahl von hervorragenden Objekten die Jury emotional am stärksten berührt.“
Die Auszeichnung erfolgte für die Kanne „Goryeo“ (2022 925/000 Silber, Stein. Geschmiedet, 22 × 15 × 10 cm).
Der Robbe & Berking Preis wurde an Yong-il Jeon mit folgender Jury-Begründung vergeben: „Die hervorragende Interpretation der klassischen Teekanne überzeugt durch Reduktion, das sensible Spiel zwischen den Grautönen der Materialien ist berührend. Feinfühlig wurde für jedes Detail eine gelungene Lösung gefunden, die sich im raffinierten Aufbau zeigt. So stellt die Handhabe des Deckels eine ungewohnte, aber funktionale Lösung dar.“
Die Auszeichnung erfolgte für die Teekanne „Tea pot with a nickel handle“ (2024, 925/000 Silber, Nickel. Aufgezogen, zusammengesetzt, 20 × 23 × 13 cm).
Der Ebbe Weiss-Weingart Silberpreis wurde an Jieun Park mit folgender Jury-Begründung vergeben: „Der ungewöhnliche Aufbau des dreibeinigen Behält¬nisses löst einen Moment der Überraschung aus, wenn es in die Hand genommen wird: Es ist hart und weich zugleich. Ohne seine Grundform zu verändern, beeinflusst die Schwerkraft seine Form. Im Detail überzeugt die individuelle Ausführung der einzelnen Elemente, die zahlreiche Assoziationen hervorruft. “
Die Auszeichnung erfolgte für das Gefäß „The flexible vessel 2372“ (2024, 925/000 Silber, Leinenfaden. Geschmiedet, gewebt, 14 × 11 × 11,5 cm).
Nachwuchspreis
Der 1. Lions Club Hanau Nachwuchsförderpreis wurde an Yegyu Shin mit folgender Jury-Begründung vergeben: „Die Arbeit greift das Thema des Löffels auf und befragt diesen nach seiner tieferen Bedeutung. Dabei steht nicht die klassische Funktion der Nahrungsaufnahme im Fokus, sondern das Motiv des Weitergebens. So lässt die Reihung vielfältige Assoziationen zu. Der fragile und sensible Aufbau aus Silber und rotem Faden erzeugt ein Gefühl von Zuwendung.“
Die Auszeichnung erfolgte für das Shin Objekt „Toy of Time I“ (2024, 925/000 Silber, Faden. Transformierende Technik, genäht, 28 × 5,5 × 4 cm).
Der 2. Lions Club Hanau Nachwuchsförderpreis wurde an Siqiu Zhang mit folgender Jury-Begründung vergeben: „Die Arbeit überzeugt mit ihrer Dekoration, die zur Form selbst wird. Die hohe Qualität der handwerklichen und gestalterischen Ausführung in Silberdraht erzeugt eine fragile Oberfläche von transluzider Wirkung. Sie erzeugt im Wechselspiel mit der klassischen Vasenform ein großes Spannungsfeld von Öffnungen und Verschlüssen.“
Die Auszeichnung erfolgte für die Vase „shimmering“ (2024 999/000 Silber. Filigranarbeit, 16 × 15 × 19 cm).
Der 3. Lions Club Hanau Nachwuchsförderpreis wurde an Jae Hui Jeong mit folgender Jury-Begründung vergeben: „Die Schale thematisiert das ihr innewohnende Grundthema von Innen und Außen, von Druck und Gegendruck. Ihre komplexe und dennoch ruhige Form lässt die Energie erahnen, die sie von innen heraus in Form gebracht hat. Ihre technische Präzision erzeugt den Eindruck von großer Leichtigkeit.“
Die Auszeichnung erfolgte für die Schale „Conceal and Reveal“ (2024, 999/000 Silber. Gehämmert, 13,5 × 24,5 × 24,5 cm).
Der Ebbe Weiss-Weingart Silberpreis wurde an Carl Kankowsky mit folgender Jury-Begründung vergeben: „Die auf den ersten Blick simple Form der Kanne offenbart bei der genauen Betrachtung eine komplexe Herleitung. Aus der geometrischen Form des Zylinders sind die funktional notwendigen Bestandteile Griff und Ausguss durch gezielt gesetzte Schnitte herausgelöst. Die Kanne ist eine überzeugende Neuinterpretation eines klassischen Geräts.“
Die Auszeichnung erfolgte für eine Kanne (2024, 925/000 Silber. Montiert, 20 × 10 × 12 cm).
Der Rank’sche Preis wurde an Rebecca Bierbrodt mit folgender Jury-Begründung vergeben: „Die Arbeit erweckt die Vorstellung, dass ihre Form unter dem Druck des Silberdrahtes auf den Korpus entstanden ist. Sie wirkt fluid, noch nicht abgeschlossen. Dieses erzählerische Motiv lässt weitere Eingriffe noch möglich erscheinen. Im Zusammenspiel mit den Farbkontrasten verleihen sie der Arbeit ästhetische Spannung.“
Die Auszeichnung erfolgte für das Gefäß „Angst“ (2023, 999/000 Silber, 925/000 Silberdraht, geschwärzt. Aufgezogen, planiert, Draht gewickelt, 21 × 11 × 12 cm).