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Der ausrichtende Zentralverband der Deutschen Gold- und Silberschmiede hat die Gewinner und Jurybegründungen für den Nachwuchswettbewerb bekanntgegeben.
Das diesjährige Motto des Goldschmiedewettbewerbs für Auszubildende lautete „Transparenz/Durchsicht“ und war bewusst so im Wording gewählt, um den Teilnehmern „sowohl im übertragenen als auch im materiellen Sinne viel Interpretationsspielraum“ zu lassen, schreibt der Verband in der Pressemitteilung. Die Auszubildenden hätten sich dieser Aufgabe mit bemerkenswerter Kreativität, handwerklicher Präzision und persönlichem Ausdruck genähert, lobt der Zentralverband darüber hinaus.
Die Preisträger und Belobigungen mit Jury-Begründungen
1. Preis, erstes Lehrjahr: Aenne Kröger, Goldschmiede Speckmann
Jury-Begründung: „Das Thema „Transparenz“ wurde in dieser Arbeit auf überraschend eindeutige Weise interpretiert. Der Glasfrosch als Anhänger ist eine originelle Idee, inspiriert von der Natur. Die Wahl dieses besonderen Tieres, dessen innere Strukturen durchscheinend sichtbar sind, verknüpft biologische Faszination mit gestalterischer Klarheit. Die Umsetzung zeigt eine hohe Sensibilität im Umgang mit Material, Form und Symbolik. Eine gelungene Verbindung von Idee, Technik, Handwerk und inhaltlicher Tiefe.“
2. Preis, erstes Lehrjahr: Anju Maria Ledwig, Goldschmiede Alexandra Hofmann
Jury-Begründung: „Transparenz bedeutet nicht nur Sichtbarkeit, sondern auch das Erkennen von Zusammenhängen, die sich erst beim genauen Hinsehen offenbaren. Das Collier nutzt die Lupe als Gestaltungselement – ein Werkzeug des Entdeckens und des bewussten Hinsehens. Erst auf den zweiten Blick erschließt sich die volle Bedeutung: Informationen treten zutage, Strukturen werden lesbar, die Welt zeigt sich in ihrer Komplexität. Der mutige gestalterische Ansatz und die präzise handwerkliche Umsetzung haben die Jury überzeugt.“
3. Preis, erstes Lehrjahr: Luca Marie Nolte, Goldschmiede Zeno Schmuck
Jury-Begründung: „In der Natur offenbart sich das Wesentliche oft erst auf den zweiten Blick. Wer bereit ist, Blätter beiseite zu schieben, entdeckt verborgene Strukturen, zarte Details und überraschende Tiefe. Frau Nolte greift diesen Gedanken eindrucksvoll auf: Sie spielt mit Durchsicht und Verhüllung, mit Licht und Schatten – und lädt dazu ein, genauer hinzusehen. So interpretiert Fr. Brückner das Thema Transparenz sowohl gestalterisch als auch symbolisch handwerklich ansprechend.“
Belobigung, erstes Lehrjahr: Nora Brückner, Goldschmiede Christina Brückner
Jury-Begründung: „Die Arbeit überzeugt durch eine harmonisch fließende, organische Form, die sich angenehm in der Hand anfühlt und den Aspekt des Handschmeichlers eindrucksvoll umsetzt. Die raffinierte Einlagerung transparenter Farbsteine schafft faszinierende Einblicke und spielt gekonnt mit Licht und Tiefe. So wird das Thema Transparenz sowohl gestalterisch als auch symbolisch handwerklichem ansprechend interpretiert.“
1.Preis, zweites Lehrjahr: Zoe Schuld, Werkstattgalerie Marc Schuld
Jury-Begründung: „Dieses Collier bezaubert durch seine Leichtigkeit, Farbenfreude und handwerkliche Präzision. Zarte, detailreich ausgearbeitete Blüten, sorgfältig unter Glas gefasst, verschmelzen harmonisch mit der grünen Peridotkette zu einem lebendigen, zugleich beruhigenden Gesamtbild. Die Transparenz des Glases lässt die floralen Elemente leuchten und verleiht dem Schmuckstück eine besondere Tiefe. Das Zusammenspiel von Material, Farbe und Motiv wirkt ausgewogen - eine Arbeit, die durch ihre Ästhetik, ihre Genauigkeit und ihre ruhige Ausstrahlung besticht.“
2. Preis, zweites Lehrjahr: Lilian Schöpfer, Fine Jeweley GmbH
Jury-Begründung: „Diese Haarnadel interpretiert das Thema „Transparenz“ auf intelligente und doppeldeutige Weise: Zum einen ermöglichen die durchsichtigen Materialien, insbesondere die Plexiglasscheibe, den Blick auf die Haarfarbe – zum anderen entsteht durch die beweglichen Edelsteine im Kopfteil eine visuelle und akustische „Durchsicht“, die spielerisch Leichtigkeit vermittelt. Transparenz wird sowohl materiell als auch konzeptionell umgesetzt. Die klare, ästhetische Formensprache und die feine handwerkliche Ausführung machen dieses Stück zu einem ausdrucksstarken Schmuckobjekt.“
3. Preis, zweites Lehrjahr: Klara Tenberge, Uhren und Goldschmiedehaus Tombrink
Jury-Begründung: „Auf den ersten Blick ein hübscher, kleiner Anhänger – auf den zweiten eine Wunderkiste mit Tiefgang. Fr.Tenberge spielt gekonnt mit dem Thema „Transparenz“ als vielschichtigem Konzept: Sichtbarkeit, Verborgenes, Erkenntnis. Hinter der zarten Erscheinung verbirgt sich philosophischer Tiefsinn. Die Gestaltung lädt ein zum Entdecken. Transparenz wird hier nicht plakativ dargestellt, sondern feinfühlig erzählt – eine poetische, kluge Umsetzung.“
2. Preis, drittes (und viertes) Lehrjahr: Franziska Katherina Brigl, Juwelier Schumann
Jury-Begründung: „Die Jury würdigt insbesondere die grafische Klarheit und disziplinierte Formsprache, die trotz ihrer Strenge eine visuelle Tiefe erzeugt. Durch das wimmelbildartige Arrangement einzelner Details entsteht ein faszinierendes Spiel zwischen Ordnung und Komplexität. Die Brosche offenbart Vielschichtigkeit, ohne die Klarheit zu verlieren. Handwerklich ist die Arbeit auf höchstem Niveau ausgeführt. Die exakte Linienführung und das saubere Ausarbeiten feinster Strukturen zeugen von großer Sorgfalt. Die Komposition wirkt sowohl konstruktiv durchdacht als auch lebendig in ihrer Wirkung.“
3. Preis, (drittes und) viertes Lehrjahr: Christina Licha, Gruhle Uhren und Schmuck GmbH
Jury-Begründung: „Die Transparenz wurde in dem Halsschmuck konsequent aufgegriffen – sei es durch durchlässige Strukturen oder den spielerischen Umgang mit Licht und Schatten. Hervorzuheben ist zudem die sorgfältige und präzise handwerkliche Ausführung. Die Verbindung von Konzept und Technik wirkt stimmig und authentisch – Notre Dame lässt grüßen. Insgesamt überzeugt das Stück durch ein hohes Maß an gestalterischer Klarheit und handwerklichem Können.“
Belobigung, drittes (und viertes) Lehrjahr: Charlene Pritsch Duarte AKC Berlin
Jury-Begründung: „Dieser Ohrschmuck überrascht mit einem konzeptuellen Ansatz, der das Thema „Transparenz“ tiefsinnig und vielschichtig interpretiert. In der Form eines Hörgeräts gestaltet, lenkt das Schmuckstück die Aufmerksamkeit weg vom Sichtbaren – hin zum Hören als sinnliche, emotionale Erfahrung. „Nicht sehen, sondern hören“ wird hier zur zentralen Aussage. Transparenz wird nicht nur als optisches, sondern als zwischenmenschliches und empfindsames Phänomen verstanden. Hören wird zum Gefühl – und der Ohrschmuck zum Symbol für Wahrnehmung, Sensibilität und Teilhabe. Eine stille, kraftvolle Arbeit mit großer gedanklicher Tiefe.“
https://www.zentralverband-goldschmiede.de
Fotos: Norma & Marc Schuld, Berlin