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Unterschätztes Silber?

Silberpreis

Mit einem Plus von fast acht Prozent in den vergangenen vier Wochen ließ Silber seinen „großen Bruder“ hinter sich: Gold hat in diesem Zeitraum nämlich „nur“ gut sechs Prozent an Wert zugelegt. Aber: Während das gelbe Edelmetall erst kürzlich ein Rekordhoch erklimmen konnte, müsste sich Silber in etwa verdoppeln, um sein Allzeithoch von 50 Dollar je Feinunze aus dem Frühjahr 2011 zu erreichen, schreibt Heraeus.

Die sogenannte Gold-Silber-Ratio spiegelt diese Entwicklung recht gut wider. Dabei gilt: Je höher dieser Indikator, desto stärker ist Silber gegenüber Gold unterbewertet. Aktuell sind 86 Unzen Silber nötig, um eine Unze Gold zu erwerben. Der langfristige Durchschnitt beträgt hingegen nur etwas mehr als 60. Der Silberpreis müsste somit auf rund 35 Dollar steigen, um zumindest dem langjährigen Durchschnitt zu entsprechen. Nun folgt daraus nicht zwingend, dass der Silberkurs kurzfristig die 30-Dollar-Marke überspringen wird - Luft nach oben ist aber durchaus vorhanden. Denn genau wie Gold dürfte auch Silber die Aussicht auf sinkende Zinsen weiter in die Karten spielen. Bereits in den vergangenen Wochen hatte das weiße Edelmetall kräftig von der Erwartung profitiert, dass die US-Notenbank zur Jahresmitte beginnen wird, ihre Leitzinsen zu senken. Zuletzt erhielt diese Hoffnung jedoch einen Dämpfer: Die Inflation der Verbraucherpreise liegt weiterhin über dem Zweiprozentziel der Währungshüter. Laut dem FedWatch Tool der Chicagoer Terminbörse CME ist die Wahrscheinlichkeit, dass die US-Leitzinsen nach der Notenbanksitzung im Juni niedriger liegen als heute, auf rund 55 Prozent gesunken, zugleich ging die Wahrscheinlichkeit niedrigerer Leitzinsen nach dem Juli-Treffen auf rund 74 Prozent zurück.

Weltweiter Silbermarkt auch künftig im Defizit

Doch neben den Zinsen wirkt sich freilich auch das Verhältnis von Angebot und Nachfrage auf die weitere Entwicklung des Silberpreises aus. Und diesbezüglich sieht es gar nicht mal so schlecht aus – zumindest für diejenigen Anleger, die auf einen steigenden Silberpreis hoffen. Grund: Der Silbermarkt ist bereits seit drei Jahren von einer massiven Angebotslücke geprägt und dürfte auch in diesem Jahr unterversorgt bleiben. Prognosen zufolge soll die Nachfrage weltweit immerhin auf 1,2 Milliarden Unzen steigen – und damit auf das nach 2023 zweithöchste jemals gemessene Volumen. Erst im vergangenen Jahr führte die Kombination aus einer rekordhohen Silbernachfrage und einem mangelnden Angebot zu einem Marktdefizit von 238 Millionen Unzen.

Einen großen Bedarf hat vor allem die Industrie. Denn Silber ist stabil, aber dennoch gut verformbar – und punktet mit der höchsten thermischen Leitfähigkeit aller Metalle. Nicht von ungefähr landete daher gut die Hälfte des im vergangenen Jahr verwendeten Silbers in Elektronik, Solarpanels und Röntgenfilmen. Weitere wichtige Nachfragetreiber waren die zunehmende Verwendung von Silber in der 5G-Technologie, der Fotovoltaik und in Elektro- und Hybridautos sowie Ladestationen. Das Beratungsunternehmen für die Metall- und Bergbaubranche CRU geht davon aus, dass allein bis zum Ende dieses Jahrzehnts 70 Millionen Unzen Silber pro Jahr in Autos verbaut werden. Und das auf Edelmetalle spezialisierte Londoner Researchunternehmen Metals Focus erwartet 2024 einen Anstieg der gesamten Industrie-Nachfrage um vier Prozent auf 690 Millionen Unzen; tritt diese Prognose ein, würde damit das im vergangenen Jahr erreichte Rekordhoch übertreffen werden.

Kräftige Zuflüsse in ETFs

Der steigenden Nachfrage steht eine leicht rückläufige Minenproduktion gegenüber. Metals Focus rechnet für das laufende Jahr mit einem Rückgang um zwei Prozent. Angesichts der chronischen Unterversorgung des Silbermarktes sprechen die Analysten bereits von einem strukturellen Defizit, das auf absehbare Zukunft Bestand haben dürfte. Positiv stimmten die Marktteilnehmer zuletzt auch die kräftigen Zuflüsse in börsengehandelte Fonds. Bloomberg meldete kürzlich einen Tageszufluss von mehr als 600 Tonnen. Diese Menge stellt nicht nur dem stärksten Tagesanstieg der Silber-ETF-Bestände seit Januar 2021 dar, sie kompensierte zudem sämtliche Abflüsse seit Jahresbeginn. Es gibt also gute Gründe, weshalb der Silberkurs zuletzt ordentlich zulegen konnte – und nun noch immer Luft nach oben haben dürfte.

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