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Inflationssorgen wachsen

GZ-Dezember-Ausgabe

Die Bundesbank blickt pessimistisch in die Zukunft und sagt für Verbraucher weiter steigende Preise voraus. Allein im November soll die Inflationsrate auf sechs Prozent zulegen. Was das für die Uhren- und Schmuckbranche bedeutet beleuchtet ein Brennpunkt in der GZ-Dezember-Ausgabe.

Guido Grohmann, Hauptgeschäftsführer des Industrieverbandes BV Schmuck und Uhren Pforzheim erläutert im GZ-Interview, wo Materialengpässe und Preissteigerungen bereits in der Branche ihre Spuren hinterlassen haben.

GZ: Hören Sie von Ihren Mitgliedsunternehmen, dass es an Rohstoffen bzw. bei den Zuliefererteilen hapert?
Guido Grohmann: Die Lage ist in unserer Branche in keinem Fall dramatisch, dennoch kommt es an der ein oder anderen Stelle zu leichtem Stottern beim Wiederhochfahren der Lieferkette. Bei Vorprodukten, die aus anderen Teilen der Welt kommen, kommt es zu Lieferproblemen aufgrund der Pandemie (z. B. Thailand) oder anderer Probleme wie massiver Stromknappheit (China). Aber auch bei Vorprodukten aus Deutschland und Europa warten die Hersteller zum Teil länger als normalerweise, so z. B. bei Edelsteinen, Halbzeugen und auch einfachen Vorprodukten wie Edelmetalldrähten.

Zudem steigen die Energie- sowie auch die Personalkosten und es gibt teilweise Engpässe bei der Mitarbeiterrekrutierung. Was erfahren Sie aus der Branche?
Fachkräftemangel ist schon seit vielen Jahren ein großes Thema in unserer Branche und ist nach wie vor eine große Herausforderung. Dieses Thema kann der einzelne Betrieb nur schwer lösen, hier muss die gesamte Branche, vom Rohstofflieferanten bis zum Fachhändler an einem Stang ziehen um eine Verbesserung in den nächsten Jahren zu erzielen. Insbesondere Politik und Behörden sind hier ebenfalls unter Zugzwang, die Hürden für die Ausbildung von Fachkräften sind hoch und in Deutschland als fast schon archaisch zu bewerten. Unser Bildungssystem hat mit der Struktur der Gesellschaft in den letzten Jahren nicht mithalten können. Zudem kosten gut ausgebildete Menschen Geld, Energie- und Rohstoffpreise werden ebenfalls in den nächsten Jahren nicht zuletzt aufgrund den Fahrt aufnehmenden Veränderungen in der Klima- und Nachhaltigkeitspolitik massiv ansteigen. Die Branche arbeitet massiv an Lösungen und zeigt sich in allen genannten Themen sehr innovativ.

Gibt es bereits Meldungen, dass Unternehmen aufgrund dessen ihre Preise anheben? Wenn ja, wie hoch fallen die Preiserhöhungen Ihres Wissens aus?
Die gerade angesprochenen Veränderungen und Herausforderungen werden in den nächsten Jahren in unserer wie in allen Branchen zu signifikanten Kostensteigerungen führen, die dann natürlich auch bei der Preispolitik der Lieferanten und der Fachhändler Auswirkungen haben werden. Ob dies bereits jetzt angegangen wird oder erst zu einem zukünftigen Zeitpunkt kommt auf das Unternehmen an. Eine flächendeckende Tendenz ist nicht zu erkennen. Zu der Frage, in welcher Höhe Preissteigerungen kommen werden kann ich nichts sagen. Wir halten uns mit den Verbandsmitgliedern an die geltende Gesetzgebung und diskutieren Dinge wie Preise nicht in der Gruppe.

Wie sollte der Handel Ihrer Meinung nach mit der Situation umgehen?
Die Corona-Pandemie und die einhergehenden Lockdowns haben gezeigt, dass insbesondere Hersteller und Fachhändler erfolgreich waren, die Kommunikation und bilateralen Austausch massiv genutzt und gestärkt haben. Die Frage muss gemeinsam angegangen und pro Einzelfall betrachtet werden, eine generelle Aussage ist aufgrund der großen Unterschiede in den Vertriebs- und Preismodellen bei unterschiedlichen Produkten – bspw. Uhren im Vergleich zu Schmuck – nicht möglich. Signifikante Preissteigerungen werden mittelfristig unumgänglich sein, das ist jedem Unternehmer klar. Es gab und gibt genug Zeit, sich darauf einzustellen und entsprechende Strategien abzuleiten.

Drohen teilweise zu Weihnachten wie in anderen Branchen leere Schaufenster?
Auf keinen Fall. Vorausgesetzt der Händler hat die Ware für sein Schaufenster rechtzeitigt geordert, also spätestens im September, so wie das schon seit vielen Jahren in unserer Branche Brauch ist.

Weitere Interviews und Analysen zum Thema lesen Sie in der GZ-Dezember-Ausgabe.

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