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Für 2024 beziffert das EHI Retail Institute einen Schaden in Milliardenhöhe und eine Zunahme um drei Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Das sind Ergebnisse der Studie „Inventurdifferenzen 2025“. Frank Horst, EHI-Experte für Sicherheit und Inventurdifferenzen und Autor der Studie, bilanziert: „Trotz Warensicherung und Mitarbeiterschulungen wird im Handel gestohlen, was nicht niet- und nagelfest ist.“ Dabei habe Insbesondere der organisierte und gewerbsmäßige Ladendiebstahl dem Einzelhandel in den letzten Jahren schmerzliche Verluste beschert, heißt es weiter.
Größter Schaden durch eigene Kunden, geringster durch Lieferanten und Servicefirmen
Konkret belaufen sich die Verluste 2024 durch Inventurdifferenzen bei einem Umsatz von rund 495 Mrd. Euro (brutto) auf 4,95 Mrd. Euro, was einer Zunahme von 3 Prozent gegenüber 2023 entspricht. Unter Inventurdifferenzen fasst das EHI Retail Institute Diebstähle durch Kundschaft, Mitarbeitende, Lieferanten oder Servicepersonal und organisatorische Mängel. Der größte Teil dieser Inventurdifferenzen geht auf Ladendiebstähle durch Kundschaft zurück: Rund 2,95 Mrd. Euro, also mehr als die Hälfte, Verlust respektive Schaden seien hierdurch entstanden, wie das Institut von befragten Unternehmen erfuhr. Mit einigem Abstand dahinter rangieren die Verluste, die eigenen Angestellten angelastet werden und deren Höhe sich auf 890 Mio. Euro beläuft. Den geringsten Anteil an Inventurdifferenzen aufgrund von Diebstahl wird dagegen dem Personal von Lieferanten und Servicefirmen mit 370 Mio. Euro zugeschrieben. Insgesamt leiden darunter nicht nur Unternehmen, sondern auch der Staat, der laut EHI Retail Institute eine aus Diebstahl resultierende entgangene Umsatzsteuer von etwa 570 Mio. Euro zu beklagen hat.
Vermehrt organisierte Ladendiebstähle
Eine weitere Kernaussage der Studie: Ladendiebstähle werden immer häufiger organisiert begangen. „Entweder als beauftragte Einzeltäter oder in Gruppen mit gezielter Aufgabenverteilung“, schreibt das Institut. Laut dessen aktuellen Händlerbefragung geht rund ein Drittel der Diebstähle von Kunden, also fast 1 Mrd. Euro des Gesamtschadens, auf das Konto solcher Tätergruppen. Im Vergleich zum letzten Jahr bedeute dies eine Erhöhung um 5 Prozent.
Viele Diebstähle bleiben unbemerkt
98 Prozent aller Diebstahlfälle werden laut dem EHI Retail Institute nicht erkannt und dementsprechend nicht angezeigt. Aus dem durchschnittlichen Schaden aller angezeigten Diebstähle und dem per Inventur festgestellten ergebe sich, dass jährlich etwa 24,5 Mio. Ladendiebstähle im Wert von jeweils 120 Euro unentdeckt bleiben würden.
Der Handel investiere im Durchschnitt aller Branchen aktuell etwa 0,33 Prozent seines Umsatzes in Sicherheitsmaßnahmen wie Artikelsicherungsmaßnahmen, Kameraüberwachung, Detektiveinsätze, Testkäufe und Schulungsmaßnahmen sowie sonstige Sicherheitsmaßnahmen, beispielsweise diebstahlhemmende Verkaufsträger oder Software-Analysetools zur Datenauswertung. Insgesamt investiere der Einzelhandel somit 1,6 Mrd. Euro, um Inventurdifferenzen zu reduzieren, wobei jeder vierte Händler sein Budget für Sicherungsmaßnamen erhöht habe.