| Uhren
Gute Nachrichten für den Juwelier: Der Online-Marktplatz Chrono24 hat herausgefunden, dass die junge Gen Z Luxusuhren liebt – und eben doch keine Konsumverweigerer oder reine Onlineshopper sind. Dies bestätigt Nathalie Birk, Geschäftsführerin von Pointtec.
Haben wir die junge Zielgruppe zu früh abgeschrieben – beispielsweise als Nicht-Uhrenträger oder als Pure-Onlineshopper?
Nathalie Birk: Ob Jung oder Alt – wer einmal ein wirklich gutes Verkaufserlebnis mit kompetenter Beratung in ansprechendem Ambiente hatte, der wird das nicht vergessen. Da kann kein Onlineshop mithalten.
In unserer Firma arbeiten viele junge Leute, die nicht immer als Uhrenfans zu uns gestoßen sind, aber inzwischen begeistert Uhren tragen. Gerade mechanische Armbanduhren sind seit mindestens 50 Jahren technologisch obsolet, aber immer noch gefragt – vielleicht sogar stärker denn je. Das bedeutet schon etwas! Armbanduhren haben eine besondere Magie, die immer wieder neue Generationen begeistert.
Hatte Jean-Claude Biver doch recht, als er bei der Präsentation der ersten „Apple Watch“ vor zehn Jahren von einer positiven Entwicklung für uns sprach, weil die junge Zielgruppe wieder lerne, Uhren zu tragen?
Absolut. Dass nun Millionen von Menschen, die nie das Bedürfnis hatten, eine Uhr am Handgelenk zu tragen, durch die Funktionalität der Smartwatch überzeugt wurden, kann für unsere Branche von Vorteil sein.
Wie gehen Sie mit der Erkenntnis der GenZ Umfrage um? Kann der traditionelle stationäre Handel selbstverständlicher auf die junge Kundschaft zugehen?
Ein Online-Auftritt des Einzelhändlers ist sicherlich wichtig, um die Gen Z zu erreichen. Wer zudem in der Lage ist, ein großartiges Verkaufserlebnis zu erzeugen, der wird auch junge Menschen für den stationären Handel begeistern – auch wenn sie im Internet den einen oder anderen Euro sparen könnten. Zuletzt regt diese Umfrage vielleicht auch zum Nachdenken an, sich nicht unbewusst den „Was will der denn hier?“-Blick aufzusetzen, wenn ein junger Mensch über die Türschwelle tritt.
Neun von zehn Top-Ten-Modellen der Erstkä]fer-Statistik sind schlichte Dreizeigeruhren. Sucht die Jugend also nicht sportliche, sondern klassische Modelle, am besten Vintage?
Ich lese das so, dass bei der ersten Luxusuhr gerne auf Altbewährtes gesetzt wird, das zu jedem Outfit und zu jedem Anlass passt und nie deplatziert wirkt oder unangenehm auffällt. Klassische Retro-Uhren machen immer eine gute Figur.
Welche Art von Uhren sind bei Ihnen derzeit gefragt?
In den vergangenen Jahren haben wir speziell bei den Retro-Uhren unserer Marke Zeppelin mehrere Designlinien gelauncht, die einen Nerv bei der Kundschaft getroffen haben und sich bestens verkaufen. Wir wachsen auch im vierstelligen Preisbereich, bei Automatik-Regulatoren oder -Chronographen. Nach wie vor aber sind die Einsteiger-Automatikuhren unsere Bestseller – vor allem wenn sie ein bisschen mehr bieten, zum Beispiel mit Open Heart, asymmetrischem Zifferblatt, Gangreserve-Anzeige oder GMT-Funktion. Hier geht es schon seit Jahren steil nach oben.
In welche Richtung werden Sie Ihre drei Marken Bauhaus, Zeppelin und Ruhla ausrichten?
Zeppelin wird weiterhin vor allem edle Retro-Zeitmesser zeigen. Bei Bauhaus setzen wir auf minimalistische, reduzierte Designs im Stil der legendären Designschule. Bei Bauhaus Aviation münzen wir diese Prinzipien auf sportliche Fliegeruhren um. Ruhla schließlich greift historische Designs der von uns wiederbelebten Uhrenmarke aus der gleichnamigen Uhrmacherstadt auf. Und um noch mal auf die Generationen-Thematik zurückzukommen: Fast alle Gen-Z-Frauen bei uns in der Firma tragen inzwischen die Damenuhren der Ruhla-Serie „Space Control“ – ein Design im Stile der 70er, nachempfunden der Ruhla-Uhr, die der erste Deutsche im Weltraum trug. Für mich ist das ein schönes Beispiel, dass der Hype manchmal aus Richtungen kommt, die man nicht voraussagen oder planen kann.
„Ob Jung oder Alt – wer einmal ein wirklich gutes Verkaufserlebnis mit kompetenter Beratung in ansprechendem Ambiente hatte, der wird das nicht vergessen.“
Nathalie Birk, Geschäftsführerin Pointtec