| Uhren
Heute vor genau 10 Jahren ist die Apple Watch vorgestellt worden – und das, was Uhrenexperte Frank Michael Müller damals prognostiziert hatte, klang wie die Worte eines einsamen Rufers in der Wüste. Doch er sollte Recht behalten und hat die wesentlichen Eckpunkte des Erfolgs kommen sehen.
Es war der erfolgreichste Produktlaunch, den es jemals in der Uhrenindustrie gegeben hat. Noch nie zuvor hat ein einziges Modell die Uhrenwelt so verändert und einen so großen wirtschaftlichen Erfolg gebracht, auch nicht die erste Quarzuhr von Seiko, auch nicht die schweizerische Antwort Swatch. Die Apple Watch, die seit zehn Jahren mehr oder weniger unverändert auf dem Markt ist, wurde zwischenzeitlich millionenfach verkauft (genaue Zahlen nennt Apple bis heute nicht, der Gesamtmarkt aller Smartwatches beläuft sich zwischenzeitlich aber auf geschätzte 35 Mrd. US-Dollar, also mehr als die gesamte Schweizer Uhrenindustrie) – und Frank Michael Müller hatte es kommen sehen. Genau heute vor zehn Jahren, am 9. September 2014, präsentierte das lifestylige Computerunternehmen Apple seine erste Smartwatch. Eine Stunde später folgte Müller mit einer Pressemitteilung – alarmiert von seinen eigenen Umfrageergebnissen.
Damals war umstritten, wie schnell sich generell Smartwatches und vor allem Apple Watches bei den Konsumenten durchsetzen würden. Müller aber hatte bereits Zahlen gesammelt. Sein Uhren-Monitor, erstellt von Responsio und SINUS, ist die umfassendste Verbraucheruntersuchung zum deutschen Uhrenmarkt. Sie hatte den Erfolg früh kommen sehen und die Entwicklung seitdem fast punktgenau prognostiziert. Beispiel 1: Im Erscheinungsjahr der Apple Watch 2014 hatten 15 Prozent der Bevölkerung bei der Befragung angegeben, sich „sicher” oder „wahrscheinlich” eine Smartwatch kaufen zu wollen. Ein unglaublich hoher Wert. 2017 besaßen 14 Prozent das Smart Device am Handgelenk. Beispiel 2: 2019 planten 27 Prozent den Kauf, drei Jahre später lag der Anteil der Smartwatch-Besitzer auf exakt diesem Niveau.
Aber noch in zwei weiteren Einschätzungen sollte Müller Recht behalte: Der Erfolg der Apple Watch geht erstens auf Kosten der Lifestyle-Brands und zweitens nicht auf Kosten der Luxusuhren. Auf Basis der Studie hatte Responsio-Geschäftsführer Müller bereits 2014 prognostiziert, dass insbesondere die Modemarken mit ihren Quarzuhren Probleme bekommen würden, was sich mittlerweile bestätigt hat: „In der Responsio-Datenbank wird die Liste der Modeuhrenmarken, die seit dem Aufkommen der Smartwatches eingestellt wurden, immer länger,” betont Frank Michael Müller: „Sie reicht von Benetton, Burberry und Davidoff bis zu Marc O´Polo”.
Der Markt hochwertiger mechanischer Uhren dagegen scheint, wie von Responsio prognostiziert, von den Zuwächsen bei Smartwatches kaum betroffen: „Die Kunden, die bereit sind, für eine Uhr mehr als 5.000 Euro auszugeben, waren von Anfang an auch häufiger am Kauf einer Smartwatch interessiert als andere,” so Müller: „Aber Kunden von Rolex, Breitling oder IWC sind ihren Marken treu geblieben und haben sich ihre Smartwatches zusätzlich angeschafft”. Zudem beobachtet Müller seit einigen Jahren den Trend, dass eine hochwertige mechanische Uhr und die Smartwatch gleichzeitig getragen werden: „Wozu hat man schließlich zwei Handgelenke?” Sprich: Bei dieser Zielgruppe ist es nicht zu einer Entweder-oder-Entscheidung gekommen, sondern zu einer Sowohl-als-auch-Entscheidung.
Und wie sieht die Zukunft der Apple Watch am Markt aus. Auch hier lehnt sich Müller aus dem Fenster: „Die Sättigungsgrenze ist noch nicht erreicht. Das Wachstum wird im Jubiläumsjahr der Apple Watch und darüber hinaus anhalten – allerdings werden die Zuwächse nicht mehr so hoch ausfallen, wie in den Vorjahren.“