| Schmuck
Zum Jahresbeginn überlässt Klaus Müller die operative Geschäftsleitung der Firma Horbach seinem Sohn Christian. Weshalb er dennoch keinen Strandurlaub plant, verrät er in einem aufschlussreichen Aus- und Rückblick.
Klaus Müller sitzt an diesem Dienstag des GZ-Gesprächs entspannt in seinem Büro. Bis dato waren sein Sohn und er beide geschäftsführende Gesellschafter, ab Januar ist das anders. Man wird ihn dennoch weiterhin in der Firma antreffen, hauptsächlich in der Gießerei. Denn: „Wenn man etwas gerne macht, ist es kein Stress.“ Der in Idar-Oberstein verwurzelte Kaufmann und Goldschmied hat Horbach knapp 43 Jahre lang vorangebracht, an der Seite seiner 2015 verstorbenen Frau Gudrun, gemeinsam mit Sohn Christian Müller und einem erfahrenen Team.
„Die Begegnungen mit Menschen unterschiedlicher Mentalitäten haben das kleinbürgerliche Leben in Idar bereichert.“
Selbstständig seit 1963
Sein Wunsch nach Selbstständigkeit hatte sich jedoch schon zuvor erfüllt. Das Objekt, mit dem 1963 alles begann, steht neben ihm auf dem Schreibtisch in einer kleinen Vitrine: ein selbst gebauter Ansaugtrichter nach dem Vorbild des Ferrari 250 GTO. In einer „Mini-Annonce“ beworben, bewirkte der Trichter durch „drei Wäschekörbe voller Zuschriften“ die Gründung der später verkauften Firma Rennsport Müller. Von deren Anfängen zeugt ein 150 Seiten starker Katalog mit „Tuning-Teilen“ fürs Auto – vom Heckspoiler bis zum Windsplit. „Das hatte schon sehr viel mit Technik zu tun“, sagt Klaus Müller. „Manche Technologien konnten wir später in verkleinertem Maßstab auf den Schmuck übertragen.“
Blick in andere Branchen
Die Edelstein- und Schmuckbranche empfand er schon damals als sehr konservativ: „Als Lehrling hat es mich abgestoßen, wie rückständig diese Leute gearbeitet haben. Schon der Begriff ‚Goldschmied‘ ist ein Affront“, meint er, „denn unsere Tätigkeit unterscheidet sich doch wesentlich von der eines Hufschmieds beispielsweise.“ Daher war für seine 1980 übernommene Firma Horbach der Blick in andere Branchen wichtig.
Unter der Federführung von Klaus Müller brachte das Unternehmen einige Innovationen in die Schmuckbranche, angelehnt an die Dentaltechnik etwa Tiefziehgerät und Mikromotor. Man etablierte, wie der bekennende Technikfreak berichtet, den Vakuumguss, nachdem ihm der Schmuckschleuderguss zu Lehrzeiten als „antiquierte Sache“ erschienen war. Gab Gießkurse. Veröffentlichte ein eigenes Gusshandbuch. Beriet namhafte Unternehmen und entwickelte Patente – immer auf der Spur neuer Technologien, welche die Schmuckherstellung effektiver, günstiger und progressiver machen sollten.
„Durch 3D-Druck kann ein mittelmäßiger Goldschmied das Niveau eines Peter Carl Fabergé erreichen.“
Schlüsseltechnologie 3D
Mit dem Einstieg seines Sohnes Christian Müller 1991 begann „das digitale Zeitalter“: „Ich habe damals zu Christian gesagt, mit 3D-Technologien können wir die Schmuckbranche aus dem Dornröschenschlaf erwecken. Er war es, der die Entwicklung über einen langen Zeitraum begleitet und ihren Einsatz in der Branche forciert hat.“ 1997 stieg Horbach ins Rapid Prototyping ein, 2004 startete die Kooperation und Interaktion mit dem US-Hersteller Solidscape, 13 Jahre später war man Anbieter der kompletten 3D-Fertigungskette.
Mit der 3D-Technologie werden die Innovationen aber nicht erschöpft sein, ist Klaus Müller überzeugt: „Horbach wird weiter nach Neuerungen forschen und diese für die Branche anpassen. Damit wir dafür mehr Kapazität haben, folgt demnächst die Erweiterung des Firmengebäudes“, erklärt der stolze Großvater einer 5-jährigen Enkeltochter.
Der übrigens findet, dass ein Kirner Pils aus der Region gut zum rustikalen Essen im Hunsrück passt. Und dem ein Teller Spaghetti Carbonara zu Hause lieber ist als ein Städtetrip oder Strandurlaub: „Ich habe mein Mallorca hier aufgebaut“, so der gebürtige Idarer. „Nicht Obersteiner“, wie er mit einem Augenzwinkern energisch betont.
„Ein Städtetrip? Nicht für eine Million! Zu viele Betonmauern, Autos, Menschen.“
Fotos: Martin Glauner, Horbach/privat