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Schleiferlegende Sir Gabi Tolkowsky ist tot

Sir Gabriel „Gabi“ Tolkowsky, der legendäre Diamantschleifer, starb am 29. Mai im Alter von 84 Jahren.

„Tolkowsky war ein „Pionier und Handwerksmeister, der wie kaum ein anderer das Wunder der Diamanten verstand“, heißt es in einer Erklärung der De Beers Group. „Gabi kombinierte Kunstfertigkeit, Fachwissen und Leidenschaft, um einige der schönsten und berühmtesten geschliffenen Diamanten der Geschichte zu schaffen.“ Tolkowsky wurde 1939 in Tel Aviv geboren und wuchs in einer prominenten Diamantschleiferfamilie auf. Sein Großonkel Marcel war ein Mathematiker, der den berühmten „Ideal Cut“ erfand, den perfekten Brillantschliff, der bis heute nicht weiter verbessert werden konnte und als Standard gilt. Schon in jungen Jahren kam Gabi mit der Branche in Berührung und machte sich bald einen Namen. Eine seiner ersten Innovationen war die Entwicklung des Flower Cuts für De Beers. Tolkowsky sagte einmal zur GZ: „Für mich ist der Diamant Teil meines Lebens, ist eng verbunden mit meiner Familiengeschichte. Und das schon seit sechs Generationen. Diese Begeisterung für den König der Edelsteine haben mir meine Eltern mir mit auf den Weg gegeben. Warum sind diese doch zumeist kleinen Steine so fabelhaft? Es geht um die ewige Suche des Menschen nach Schönheit.“ 1989 wurde Tolkowsky von De Beers beauftragt, den „Centenary“ zum 100jährigen Jubiläum des Diamantkonzerns zu schleifen. Der rohe Stein hatte ein Gewicht von 599 Karat. Durch seine nahezu perfekte Farbe ist er einer der größten seiner Art. Er wurde 1986 in der südafrikanischen Cullinan  (früher Premier) Mine gefunden. Tolkowsky und sein Team von 15 Experten benötigten insgesamt drei Jahre, um den König der Edelsteine in ein funkelndes Wunderwerk in einer modifizierten Herzform mit insgesamt 247 Facetten und einem Gewicht von 273,85 Karat zu verwandeln. Allein ein Jahr nahmen die Vorarbeiten ein, bevor es an den eigentlichen Schliff ging. Tolkowsky nannte ihn den „lächelnden Diamanten“. Zur selben Zeit hat das Team mit Tolkowsky den größten Diamanten der Welt, den Golden Jubilee, geschliffen. Der goldbraune Stein mit einem Rohgewicht von 755 Karat stammte gleichfalls aus der Cullinan-Mine. Das Schleiferteam gab ihm in einjähriger Arbeit eine Kissenform mit 148 Facetten. Er ist mit 545,65 Karat der größte facettierte Stein der Welt und wurde dem Thailändischen König Bhumibol zu seinem 50-jährigen Thronjubiläum 1997 geschenkt.

Gabi Tolkowsky sagte einmal im GZ-Interview: „Jeden Stein nehme ich als Individuum wahr und versuche die Schönheit herauszukitzeln. Der Stein spricht zu mir und sagt mir, was er werden soll. Mancher Stein sagt mir, Gabi, ich will anders sein. Da kommt dann die eigentliche Herausforderung: Mit den Facetten das Licht zu lenken – ich nenne es die Reise des Lichts im Inneren des Diamanten.“ Er erfand zahlreiche neue Fantasieschliffe wie den Gabrielle, Sea Shell, Crescendo, Zoe Cut und andere. Er arbeitete in Deutschland eng mit der Diamantschleiferei Ph Hahn Söhne aus Idar-Oberstein zusammen, die seine Schliffe vertrieb. Bei der Jury-Sitzung zum 40. Deutschen Schmuck- und Edelsteinpreis in Idar-Oberstein im Jahr 2009 sagte er: „Schauen Sie sich die Schmuckstücke im Halbschatten an. Wenn der Stein trotz dem geringen Lichteinfall leuchtet, dann hat der Gestalter sein Handwerk verstanden.“

Zur Jahrtausendwende machte er mit einer charmanten Idee Schlagzeilen: Er nutzte das Muster eines Diamanten, um Musik zu schaffen. „Stellen Sie sich einen blinden Menschen vor, der die Schönheit eines Diamanten schätzen kann, indem er ihm zuhört“, sagte er und fügte hinzu, dass die daraus resultierenden Melodien „man dazu bringen, sich hinzusetzen und zu träumen.“ Im Jahr 2000 verlieh die belgische Regierung Tolkowsky für seine Verdienste um die Diamantenindustrie den Ritterorden Chevalier de L’Ordre du Roi Leopold II.

Tolkowskys Begeisterung für seine Arbeit machte ihn zu einem beliebten und charmanten Redner bei Branchenveranstaltungen wie der Intergem in Idar-Oberstein. Während er über die Magie der Edelsteine sprach, gingen seine Vorträge oft in Poesie über: „Schönheit ist auch eine Frage des Betrachters. Und das hängt mit unserem Augenlicht zusammen, ein wirkliches Geschenk, ohne dass wir auch die Schönheit eines Diamanten niemals genießen könnten. Wirklich jeder Diamant ist auf einzigartige Weise schön, so wie der Mensch, der ihn trägt. Der Diamant hat so viel zu erzählen, dass ein Menschenleben nicht reicht, um alles darüber zu erfahren“, sagte er einmal.

Mit ihm verliert die Branche einen der ganz Großen, eine Legende. Seine besondere Leidenschaft für die Schönheit der Diamanten wird in seinen Schliffen in Ewigkeit weiter leuchten.

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