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Sonderschau Schmuck in München

München gilt als Welthauptstadt der internationalen Schmuckszene. Das belegt auch die Sonderschau Schmuck auf der „Handwerk & Design“ vom 8. bis 12. März 2023 auf dem Messegelände München in Halle B1.

Seit über 60 Jahren ist die Sonderschau Schmuck auf der Handwerk & Design die wichtigste Schau im zeitgenössischen künstlerischen Schmuck. Künstler, Galeristen, Sammler und Schmuckliebhaber reisen zu diesem „Gipfeltreffen der Goldschmiede“ aus der ganzen Welt an, denn hier kommen jedes Jahr aufs Neue Schmuckstücke aus den unterschiedlichsten Kulturen, Generationen und künstlerischen Kontexten auf engstem Raum zusammen. Ein Destillat der aktuellen Entwicklungen in der Schmuckkunst: gesellschaftskritisch, persönlich, witzig oder poetisch – aber immer erfrischend anders!

Kuratiert hat die Sonderschau diesmal die britische Künstlerin Caroline Broadhead. Caroline Broadhead lehrte bis 2018 am Central Saint Martins College of Art and Design in London. Im Jahr 2022 war sie selbst unter den ausgewählten Teilnehmern der Schmuck und gewann den Herbert-Hofmann-Preis, den „Oscar“ unter den Schmuckpreisen, der jedes Jahr am Ende der Handwerk & Design in München verliehen wird. 2023 nun zeichnet Caroline Broadhead als Kuratorin für die Auswahl der Teilnehmer verantwortlich. Unter 600 Bewerberinnen und Bewerbern wählte sie 67 Teilnehmer aus 23 Ländern für die Ausstellung aus. Viele der Gestalter und Gestalterinnen werden zum ersten Mal auf der Schmuck zu sehen sein, überhaupt ist die Auswahl sehr jung. Auch inhaltlich gibt es klare Akzente: Die Corona-Pandemie, Kolonialismus und Nachhaltigkeit sind nur ein paar der Themen, mit denen sich die Schmuckkünstler zuletzt auseinandergesetzt haben. „Es wird viel darüber nachgedacht, welche Materialien wir verwenden sollten, und welche nicht,“ sagt die Kuratorin Caroline Broadhead. Doch das ganz ohne erhobenen Zeigefinger. So ist die „Nachhaltige Konstruktion Nr. 3“ des Norwegers Sigurd Bronger zwar aus einer gebrauchten Papprolle gearbeitet, das Thema ist aber ein ganz anderes: Es geht um die Bedeutung einer leeren Kiste. Welchen Wert messen wir ihr bei, wenn sie keine Funktion erfüllt? Und was passiert, wenn man die leere Kiste als Schmuck trägt? Hat sie dann nicht doch eine Funktion?

Diese Art des Nachdenkens über Schmuck ist fester Bestandteil des Genres Autorenschmuck. Der Name Autorenschmuck ist eine Analogie zum Autorenfilm. Die Arbeiten basieren auf den Gedanken und Erlebnissen ihrer MacherInnen. Ihre Persönlichkeit ist es, die aus dem Gebrauchsgegenstand ein Kunstwerk macht. Im Unterschied zu anderen Kunstgattungen wie Skulpturen oder Gemälden hat Schmuck eine unmittelbare Beziehung zum menschlichen Körper. Auch dadurch wird er zum „Träger von Emotionen“, so die Kuratorin Caroline Broadhead. Der Materialwert eines Stücks spielt beim Autorenschmuck hingegen kaum eine Rolle. Ob ein Stück aus Gold oder aus Pappe gearbeitet ist, ist einzig eine Frage des Storytellings. Denn die Geschichte, die ein Stück erzählt, beginnt beim Material.

Spannende Kunstwerke können entstehen, wenn verschiedene Materialtypen gemischt werden. Die chinesische Künstlerin Zixin Wei hat in ihrer Halskette „Tesafilm und Jade“ zwei Materialien verwendet, die unterschiedlicher kaum sein könnten: Auf der einen Seite ein kostbarer, über Millionen Jahre gewachsener Edelstein, auf der anderen ein massenhaft industriell hergestelltes Konsumprodukt. Während der Jade-Stein Hundert Millionen Jahre Geschichte in sich trägt, klammert sich der Klebestreifen an den Staub und die Haare der Gegenwart. Doch in der Halskette sind beide untrennbar miteinander verbunden und jedes Kettenglied übernimmt volle Verantwortung für seine tragende Funktion.

Die in Norwegen lebende niederländische Künstlerin Felieke van der Leest hat eine Halskette zum Thema „innere Grenzen“ kreiert. Innere Grenzen hindern Menschen daran, das zu tun, was sie gern tun würden. Innerhalb eines gewohnten Kreises fühlt man sich sicher, außerhalb sind die Dinge beängstigend. Den Mut, den es braucht, um die eigenen Grenzen zu überwinden, stellt Felieke van der Leest durch einen Löwen dar. Sein Name Henki bezieht sich auf Henki Hauge Karlson, den ersten öffentlich bekannten HIV-positiven Mann in Norwegen. Er kämpfte bis zum höchsten Gericht, um seinen Job zurückzubekommen, nachdem er wegen seiner HIV-Infektion entlassen worden war.

Innerhalb der Sonderschau Schmuck gibt es auch auf der kommenden Messe wieder eine kleine Extra-Ausstellung. Als „Klassikerin der Moderne“ wird die kürzlich verstorbene, italienische Schmuckkünstlerin Annamaria Zanella (1966-2022) geehrt. Annamaria Zanella ist bekannt für Arbeiten, die Farbenpracht und kritische Aussagen miteinander kombinieren. Ihre Brosche „Finistreblu“ etwa erinnert an ein Fenster, die Mitte gibt den Blick frei, wie Lichtblicke aus geschlossenen Räumen hinaus in die Natur und die Freiheit. Das Tragen eines Fensterjuwels wird zu einer Möglichkeit, den Blick des Betrachters hinein- und herauszulassen, während er seine Geschichte erzählt. Die Geschichte dieser blauen, roten, orangefarbenen Fensterjuwelen ist mit der Melancholie der Zeit verbunden, in der wir leben, mit der Traurigkeit, die der Anblick der bombardierten Gebäude in der Ukraine ohne Fenster auslöst, wo alles von Zerstörung und Schmerz spricht. Es ist purer Schmerz, was aus den Fenstern der vielen Häuser im Iran wahrgenommen wird, wo ein theokratisches Regime den Frauen jede Freiheit verweigert, sich frei zu kleiden oder Schmuck zu tragen, eine Identität zu haben, so wie es Mahsa Amini widerfahren ist. In der Tradition der Arte Povera arbeitete Annamaria Zanella vor allem mit „einfachen“ Materialien wie Plastik, Glasscherben, Muscheln, den Ösen alter Blechdosen, Schwämmen oder Nägeln: Die Künstlerin verwandelt diese bescheidenen Materialien dann so, dass sie prachtvoll wirken. Neopren tränkte sie in so intensives Blau, dass es wie kostbares Lapislazuli erscheint. Die Farbe Blau spielte für Annamaria Zanella eine ganz besondere Rolle: „Blau ist die Seele, die Hoffnung“, sagte sie einmal.

Weitere internationale Schmuckkunst ist an den Ständen der Frame zu sehen: Einige der wichtigsten Schmuckgalerien der Welt werden hier zusammenkommen, darunter etwa Marzee aus Amsterdam, Platina aus Stockholm oder die Galerie Rosemarie Jäger aus Hochheim bei Frankfurt.

Der Herbert Hofmann-Preis wird am Samstag, 11. März 2023 um 17 Uhr live auf der Messe verkündet und übergeben.

Die Trägerschaft für die Sonderschau Schmuck obliegt der Benno und Therese Danner’schen Kunstgewerbestiftung in München. Gefördert wird die Ausstellung zudem durch das Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie.

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