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Faszinierende Neuheiten, traditionelles Handwerk und Strategien zum Umgang mit globalen Krisen: Die beiden zeitgleich stattfindenden Messen Hong Kong Watch & Clock Fair und Salon de Time verbreiten Optimismus.
Nachhaltige Armbanduhren mit Zifferblättern aus recycelten Teeblättern (Lilienthal Berlin) oder Smartwatches, mit denen sich auf TCM basierende Körperfunktionsdaten wie Herzfrequenz oder Leber- und Nierenwerte sammeln und analysieren lassen (Linked2Care) – die rund 650 Aussteller der diesjährigen 44. Hong Kong Watch & Clock Fair und des 13. Salon de Time haben sich einiges einfallen lassen, um die Einkäufer für sich und ihre Neuheiten zu begeistern. Neben den europäischen Gemeinschaftspavillons aus der Schweiz (SIWP) und Frankreich (Francéclat) sowie neun internationalen Luxusmarken auf der World Brand Piazza stellten auch einige wenige deutsche Unternehmen in der asiatischen Metropole aus.
Reges Interesse
Erstmals in Hongkong als Aussteller dabei war Pointtec. Mit den drei Marken Zeppelin, Bauhaus und Ruhla wolle das exportorientierte Unternehmen den asiatischen Markt erweitern, sagte Chief Marketing Officer Werner Untch. Bereits zur Messehalbzeit zeigten sich Pointtec-Geschäftsführerin Nathalie Birk und ihr Kollege mit dem Interesse an ihren teilweise eigens für die Messe erweiterten Kollektionen durchaus zufrieden. Ebenfalls von Zufriedenheit zeugen die von den Veranstaltern veröffentlichten Zahlen: Die beiden vom Hong Kong Trade Development Council veranstalteten Messen registrierten insgesamt rund 16.000 Besucher aus 95 Ländern. Während der Salon de Time, wo internationale Uhrenneuheiten gezeigt werden, zum zweiten Mal auch für die Öffentlichkeit geöffnet war, bleiben Händler und Fachbesucher im Bereich der Watch & Clock Fair unter sich. Hier stehen Zuliefererprodukte wie Armbänder, Uhrengläser, Zifferblätter oder Verpackungen im Vordergrund. Interessant ist auch das Ergebnis einer Aussteller- und Besucherbefragung während der Messen: Die Umfrageergebnisse zeigen, dass 59 Prozent der Befragten in den nächsten 12 bis 24 Monaten mit einem Wachstum des Gesamtumsatzes rechnen, während 36 Prozent davon ausgehen, dass der Umsatz stabil bleibt.
Wege aus der Krise
Diverse Vorträge, Networking-Events und Präsentationen bildeten ein inspirierendes Rahmenprogramm. Während des Hong Kong International Watch Forum tauschten sich Uhrenverbände aus China, Deutschland, Frankreich, Japan, Korea und der Schweiz über die globale Handelsentwicklung in Zeiten erheblicher wirtschaftlicher und geopolitischer Herausforderungen aus – Stichwort US-Zölle, steigende Betriebskosten, Fachkräftemangel. Diskutiert wurden beispielsweise Strategien, wie die Widerstandsfähigkeit der globalen Uhrenlieferkette gestärkt werden könne. „Insgesamt müssen wir versuchen, uns unabhängiger zu machen. Das hat ja schon die Covid-Krise deutlich gezeigt“, sagte Guido Grohmann, Geschäftsführer des Bundesverbands Schmuck und Uhren (BVSU), in Hongkong. Seine Ideen: Entweder müsse man die Produktion von Zuliefererteilen wieder verstärkt nach Europa holen oder mit vorhandenen Partnern an Strategien arbeiten, die eine geteilte Produktion in Europa und Asien ermöglichen. Auch bei Themen wie Technologie und Ausbildung sieht er Bedarf, die internationale Vernetzung voranzutreiben. „Wir müssen dringend achtgeben, dass wir die Talentförderung in unseren traditionellen Industrien nicht aus dem Blick verlieren“, so Grohmann. „Wenn wir Innovationen willkommen heißen und internationale Partnerschaften stärken, werden wir gestärkt und klüger aus der aktuellen Krise hervorgehen.“
Text: Christel Trimborn