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Schafft sich die Branche gerade selbst ab?

Brennpunkt Fachkräftemangel

Goldschmieden und Berufsschulklassen schließen. Uhrmacher müssen Aufträge ablehnen. Bewerber werden zwar händeringend gesucht, Azubis finden aber keine Lehrstelle. Es scheint in der Schmuck- und Uhrenbranche an allem zu fehlen: an Meistern, Fachkräften und am Nachwuchs. Woran liegt das? Welche Lösungsansätze gibt es? Unser Brennpunkt spürt den fehlenden Fachkräften in der Schmuck- und Uhrenbranche nach. Er liefert keine endgültigen Antworten, aber zahlreiche Einsichten und Denkanstöße. Eins ist indes sicher: Wenn die Entwicklung so weitergeht wie bisher, steht die Zukunft der ganzen Branche auf dem Spiel. Denn die wirklich harten Zeiten in Sachen Personal kommen erst noch.

Der Mangel an Fachkräften lähmt ganz Deutschland: Zwei Millionen Fachkräfte fehlen bundesweit, schätzt der DIHK. 100 Milliarden Euro an Wertschöpfung finden deshalb nicht statt. Die „stille Reserve“ des Arbeitsmarktes ist weitgehend aktiviert. Wenn offene Stellen sechs, neun Monate unbesetzt bleiben, ist das nichts, was die Schmuck- und Uhrenbranche exklusiv trifft. Es ist die neue deutsche Normalität.

Viele Geschäfte haben inzwischen ein Schild mit „Wir suchen …“ an der Tür hängen. Der GZ-Stellenmarkt ist seit Langem prall gefüllt mit Jobangeboten. Goldschmieden schließen still, weil sie keinen Nachfolger finden. Übernahme-Interessenten springen ab, weil sie nicht wissen, wie sie das nötige Personal finden können. Manche kürzen ihre Öffnungszeiten, um irgendwie am Markt zu bleiben.

Wohl jeder von uns erlebt den Mangel auch täglich in anderen Bereichen: Restaurants finden kaum noch Servicekräfte. Kitas schließen Gruppen, weil Erzieher fehlen. Lehrer werden händeringend gesucht, genauso wie Programmierer oder Lkw-Fahrer. Auf Arzt- oder Behördentermine wartet man zum Teil Monate. Es können doch nicht alle Influencer oder Business-Coaches geworden sein?

Hier ist etwas ins Rutschen gekommen, das sich nicht so einfach erklären lässt. Denn die Zahl der Beschäftigten in Deutschland ist so hoch wie nie seit Bestehen der BRD: Rund 45,9 Millionen Erwerbstätige zählte das Statistische Bundesamt 2022. Und die Baby-Boomer – die zwischen 1955 bis 1969 Geborenen – stehen noch größtenteils im Arbeitsleben. In absehbar kurzer Zeit werden sie fehlen: Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit ist jeder vierte Beschäftigte derzeit älter als 55.

Beim Fachkräftemangel geht es aber nicht allein um demografische Gesetzmäßigkeiten. Es geht im Wettbewerb mit anderen Branchen um ein knappes Gut: den Nachwuchs. Es geht um Attraktivität, um Sichtbarkeit, um Selbstverwirklichung. Auch ums Geld.

Wie kann die Schmuck- und Uhrenbranche in diesem Wettbewerb bestehen? Warum fehlt der Nachwuchs? Welche Lösungsansätze gibt es? Die GZ hat sich für diesen Brennpunkt umgehört unter Goldschmieden und Uhrmachern, bei Verbänden, in der Industrie und in den Schulen, und wir haben einen Recruiting-Experten gefragt, worauf Fachkräfte heute Wert legen und was Unternehmen bieten müssen.

Die Einsichten sollen eine Diskussion anstoßen, die dringend geführt werden muss, wenn die Branche sich nicht durch Nichtstun selbst abschaffen will: Wie werden die Jobs attraktiv für Bewerber? Wie gelingt es, junge Leute zu überzeugen, Goldschmied oder Uhrmacher zu werden? Oder umgekehrt: Wer sorgt noch dafür, dass junge Leute als Goldschmiede oder Uhrmacher ausgebildet werden?

Eins ist sicher: Der Wettbewerb um die Fachkräfte hat gerade erst begonnen.

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Die Artikel diese Brennpunkts sind natürlich auch nur Ausschnitte und Schlaglichter auf das Phänomen. Wir laden Sie deshalb ein:

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redaktion@gz-online.de

Zum Beispiel: Was sind aus Ihrer Sicht Hemmnisse, die zum Fachkräftemangel führen? Warum bilden Sie nicht aus? Oder: Wie lange haben Sie nach einer Ausbildungsstelle gesucht?

Wir werden das Thema regelmäßig wieder aufgreifen, denn eines ist klar: Der Fachkräftemangel wird uns die kommenden Jahre begleiten. Bis 2035, besagen Schätzungen, wird es in Deutschland bis zu sieben Millionen Erwerbstätige weniger geben.

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